Umfrage der Bertelsmann-Stiftung Jugendliche sorgen sich angesichts des Ukraine-Kriegs

Berlin · Was bewegt die Jugend in Deutschland? Mit dieser Frage hat sich die neue Studie des Liz-Mohn-Centers der Bertelsmann-Stiftung auseinandergesetzt. Besonders der Krieg in der Ukraine beschäftigt die junge Generation.

 Vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen wie dem Ukraine-Krieg nehmen Gefühle wie Angst und Trauer in der Jugend zu.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen wie dem Ukraine-Krieg nehmen Gefühle wie Angst und Trauer in der Jugend zu.

Foto: picture alliance / dpa/Roland Weihrauch

Krisen wie der Ukraine-Krieg, die Corona-Pandemie oder der globale Klimawandel erschüttern derzeit das Leben vieler Menschen. Angesichts dieser Herausforderungen nehmen Sorge und Angst zu – vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Zu diesem Ergebnis kam das Liz-Mohn-Center der Bertelsmann-Stiftung in der Jugendbefragung „Einstellungen und Sorgen der jungen Generation Deutschlands“. In die Zukunft blicken Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren jedoch differenzierter.

Es ist vor allem der Ukraine-Krieg, der die Jugend derzeit beschäftigt: Wird es auch in Deutschland einen Krieg geben? Was ist mit der Sicherheit der eigenen Familie? Diese Sorgen belasten Kinder und Jugendliche am meisten. 59 Prozent der Befragten gaben an, dass sie einen Todesfall in ihrem Umfeld sehr fürchten, während 49 Prozent ein möglicher Kriegsausbruch in Deutschland sehr große Sorgen bereitet. Das löst bei mehr als der Hälfte – 57 Prozent der Befragten – Angst aus. Vor allem jüngere Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren fürchten sich. 51 Prozent sind angesichts des Ukraine-Kriegs traurig, während 39 Prozent sich ausgeliefert fühlen.

Die Angst um die finanzielle Sicherheit steht angesichts des Krieges für 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Fokus. Wenn es darum geht, diese Ängste zu teilen, sind Eltern die ersten Ansprechpartner für sie. 64 Prozent gaben an, sich mit dem Vater oder der Mutter über ihre Sorgen bezüglich des Ukraine-Kriegs zu unterhalten. 54 Prozent tauschen sich mit ihren Freunden darüber aus. Ein stärkeres Einmischen in den Krieg seitens Deutschlands unterstützt die Mehrheit der Jugendlichen (55 Prozent) aber nicht.

Die Corona-Pandemie hingegen bereitet den wenigsten Jugendlichen große Sorgen. Es sind die Kinder im Alter von 12 bis 13 Jahren (29 Prozent), die sich hier besorgter zeigen als die älteren Jugendlichen. Umso mehr beschäftigt der globale Klimawandel die junge Generation: Knapp 48 Prozent der 16- bis 18-Jährigen und 46 Prozent der 12- bis 13-Jährigen gaben an, dass sie sich sehr große Sorgen davor machen. Dementsprechend pessimistisch schauen sie auf die Zukunft des Landes. Rund zwei von fünf Jugendlichen gehen davon aus, dass sich die Zukunft Deutschlands in den nächsten drei Jahren verschlechtern wird.

Dabei sind sie gewillt, sich einzubringen: Knapp sieben von zehn Jugendlichen finden es wichtig, einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten. 80 Prozent der jungen Menschen möchten mehr Verantwortung übernehmen – doch sie fühlen sich nicht ausreichend berücksichtigt. 63 Prozent der Befragten bestätigten, dass Politiker die Meinung junger Menschen nicht ernst nehmen. „Hier gibt es Handlungsbedarf, da sich die Kinder und Jugendlichen nicht ausreichend von Seiten der Schulen vorbereitet fühlen“, sagte Jörg Habich, Geschäftsführer des Liz-Mohn-Centers. Chancengleichheit, Vielfältigkeit sowie ein rücksichtsvoller und hilfsbereiter Umgang miteinander sind Themen, die nicht jeder Jugendliche laut Umfrage erlebt.

In ihre eigene Zukunft blicken sie jedoch positiv. Zwei von fünf Jugendlichen glauben, dass es ihnen persönlich in drei Jahren besser ergehen werde. Besonders die 16- bis 18-Jährigen haben konkrete Vorstellungen: Knapp 58 Prozent gehen davon aus, dass sich ihre Zukunft positiver gestalten wird.

Doch auch heute sind Kinder und Jugendliche trotz ihrer Ängste und Sorgen nicht unzufrieden. Nur fünf Prozent gaben an, überhaupt nicht mit ihren derzeitigen Lebensumständen zufrieden zu sein. 47 Prozent hingegen zeigten sich sehr zufrieden. Dabei gibt es jedoch regionale Unterschiede. Jugendlichen, die in einer ländlichen Umgebung oder in Großstädten wohnen, sind deutlich zufriedner als die Gleichaltrigen aus mittelgroßen Städten.

Die aktuelle Grundstimmung unter den Kindern und Jugendlichen in Deutschland mag angesichts der Vielzahl bedrohlicher Krisen nicht verwundern, müsse aber alarmieren: „Viele Kinder und Jugendliche haben während der Corona-Zeit wenig Inspiration von außen bekommen und es fehlten ihnen Entwicklungs- und Teilhabemöglichkeiten“, sagte Liz Mohn, Präsidentin des nach ihr benannten Centers.

Zugleich hätten die jungen Menschen Ängste, die ernst zu nehmen seien. „Gerade in turbulenten Zeiten ist es notwendig, vielen jungen Menschen ein sinnstiftendes und erfülltes Leben zu ermöglichen“, forderte Mohn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort