Wachsender Einfluss Chinas Studie: EU muss sich dringend mehr um Nordafrika kümmern

Exklusiv | Brüssel · Die europäische Sicherheitsarchitektur wird gerade wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine neu fixiert. Eine neue Studie legt nahe, auch Nordafrika intensiver in den Blick zu nehmen. China und Russland gewönnen dort immer mehr Einfluss.

Arbeiter am Solarpark Benban in Ägypten.

Arbeiter am Solarpark Benban in Ägypten.

Foto: dpa/Johannes Schmitt-Tegge

Eine detaillierte Untersuchung von Situation und Perspektiven in sechs nordafrikanischen Staaten ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Europäische Union die Region zu einem Schwerpunkt ihrer außen-, wirtschafts- und sicherheitspolitischen Bemühungen machen sollte. „Angesichts der zunehmenden Rolle Chinas in Nordafrika gab es für die EU nie einen besseren Zeitpunkt, um einen Übergang von der neutralen Säule zum strategischen Partner der nordafrikanischen Regierungen zu optimieren“, heißt eine Schlussfolgerung der noch unveröffentlichten Studie des Europa-Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Bereits in den Unabhängigkeitsbewegungen der damaligen Kolonialgebiete habe sich China in den 1960er Jahren in Afrika engagiert. Seit sich das Regime zum Ziel gesetzt habe, über verstärkte politische, wirtschaftliche und militärische Präsenz zu einer globalen Führungsmacht zu werden, spiele Nordafrika für Peking eine noch viel größere Rolle. Im europäischen Mittelmeerraum beschränke sich China vor allem auf Absichtserklärungen und Beteiligungen an den Häfen von Istanbul, Athen, Genua, Marseille und Valencia. Dagegen sei das Vorgehen in Nordafrika „weit umfassender“.

In Ägypten etwa seien die Eliten alarmiert angesichts der Gefahr, wegen der Investitionen Chinas in eine Schuldenfalle zu geraten und die Souveränität über die eigene kritische Infrastruktur zu verlieren. Dabei sollte Ägypten mit seinen rund hundert Millionen Menschen und seinen Grenzen sowohl zu Gaza als auch zu Israel sowie mit seinem Suez-Kanal der wichtigste Partner der EU in Nordafrika sein. In Algerien wiederum sei zu beobachten, wie Russland seine Zusammenarbeit verstärke, und ein besonderes Augenmerk verdiene auch Libyen als Land mit den größten Ölvorkommen des ganzen Kontinentes.

Die Studie empfiehlt ein dreifaches Vorgehen: Verstärkte Erforschung der Rolle chinesischer Schlüsseltechnologie in Nordafrika, koordinierte diplomatische Initiativen, zugeschnitten auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Landes und vor allem: die enormen regenerativen Potenziale der Region für eine strategische Partnerschaft zum Klimaschutz nutzen.

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