Benzin- und Dieselpreise Spritpreise steigen dramatisch: Fällt bald die 3-Euro-Marke?

Täglich klettern die Benzin- und Diesel-Preise auf neue Rekordhöhen. Erst zu Beginn der Woche hat der Spritpreis vielerorts die 2-Euro-Marke geknackt. Wird er am Wochenende bereits die 3 Euro pro Liter überschreiten? Das sagen Experten.

Spritpreis: So viel kosten Benzin und Diesel in anderen EU-Ländern
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So viel kosten Benzin und Diesel bei unseren europäischen Nachbarn

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Foto: dpa/Wolfram Steinberg

Innerhalb von zehn Tagen hat sich der Preis für den Liter Super E10 in Deutschland um 51 Cent auf 2,24 Euro verteuert. Auch der Dieselpreis steigt seit Tagen in ungeahnte Höhen. Lag der Preis für einen Liter Diesel am 28. Februar noch bei 1,74 Euro, werden am 10. März bereits im Schnitt 2,32 Euro pro Liter fällig.

Dass der Abstand der Preise für Diesel und Benzin mitunter schwanke, sei normal, so der ADAC. Wenn im Winter viel geheizt wird, steigen die Preise für Diesel an, weil die Herstellung von Diesel und von Heizöl zusammenhängen. Wenn im Sommer der Reiseverkehr zunimmt, ist hingegen Super E10 oft teurer.

Warum ist Diesel teurer als Super?

Nach Einschätzung des ADAC ist der derzeitige Dieselpreis auf die momentan sehr hohe Nachfrage nach Heizöl zurückzuführen. „Das ist eigentlich saisonuntypisch, aber offenbar kaufen die Leute derzeit Heizöl, weil sie nicht wissen, wie es im kommenden Winter wird“, erklärte ein ADAC-Sprecher in München gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

 Haupttreiber des bisherigen Anstiegs an der Zapfsäule sind die Ölpreise, die im Zuge des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland nach oben schnellten. Der starke Dollar verstärkt den Effekt, da Öl in Dollar gehandelt wird und deutsche Käufer in Euro bezahlen. Die Ankündigung der USA und Großbritanniens, kein russisches Gas und Öl mehr zu importieren, hat die Ölpreise nur weiter angetrieben.

Autofahrer stellen sich derzeit die Frage, wie weit der Spritpreis in Deutschland noch ansteigen wird. „Es kann im Extremfall sein, dass wir bis zu 3 Euro pro Liter Sprit zahlen müssen", sagte Gabriele Widmann, Rohstoffexpertin der Dekabank, im Interview mit RTL. Wir werden dauerhaft höhere Energiepreise haben, weil die günstige Energie aus Russland jetzt Vergangenheit ist. Wir werden nicht mehr so eng mit Russland zusammenarbeiten – egal, wie sich der Konflikt auflöst.“ Laut Expertin müssen sich Verbraucher an Diesel- und Benzinpreise von mehr als 2 Euro pro Liter gewöhnen. 

Es gäbe zwar Alternativen zu russischem Öl und Gas, die seien aber deutlich teurer. „Es gibt viel Rohöl auf der Welt: im Iran, in Saudi-Arabien, in Venezuela. Die produzieren zurzeit viel weniger, als sie könnten. Aber dieses Öl muss erst einmal zu uns kommen. Außerdem sind die Transportkosten höher“, so Widmann.

Präsident des Automobilclubs „Mobil in Deutschland“ hält Preise von 3 Euro noch in dieser Woche für möglich

Auch Dr. Michael Haberland, Präsident des Autoclubs „Mobil in Deutschland“, hält weitere Steigerungen für wahrscheinlich: „Leider gibt es momentan keine Grenze nach oben. Die Preisentwicklung, das ganze System ist außer Kontrolle geraten. Wenn die Preissteigerungen so weitergehen, haben wir am kommenden Sonntag 3 Euro“, sagte er gegenüber Autobild. 

Steffen Bock, Geschäftsführer von „Clever Tanken“ teilt diese Einschätzung: „Die Spritpreise sind nicht gedeckelt und ohne Intervention sind auch 3 Euro nicht unmöglich, gerade bei den Top-Sorten und an der Autobahn.“

Autoexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer ist hingegen optimistischer. „Spritpreise steigen in Krisenzeiten immer, die Preisspitze haben wir aktuell aber wohl schon erreicht. In drei bis vier Monaten beruhigt sich die Situation wieder“, sagte er im Interview mit der Autobild.

Spritpreise in Deutschland steigen immer weiter: Und was macht die Politik? 

Doch der Krieg in der Ukraine ist nur ein Faktor für die hohen Kraftstoffpreise. Zwischen 60 und 70 Prozent des aktuellen Liter-Preises entstehen durch staatliche Abgaben und Steuern. So sind es hierzulande vor allem die Energie- und Mehrwertsteuer, die einen beträchtlichen Anteil am Diesel- und Benzinpreis ausmachen.

„Es ist ein Punkt erreicht, an dem man sagen muss: Jetzt muss man handeln", sagt der Ministerpräsident des Saarlandes, Tobias Hans (CDU) in einem viel beachteten Video auf Twitter. Er ergänzte: „Der Staat bereichert sich im Moment an diesen gestiegenen Energiekosten. Deswegen muss jetzt eine Spritpreisbremse her!“ Hans schlägt deshalb eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Kraftstoffe vor. „Wir konnten die Mehrwertsteuer absenken während der Corona-Pandemie“, sagt Hans bei „Welt“. Jetzt hätten „wir“ es mit einer tiefgreifenderen Krise zu tun, den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine. Auch der ADAC forderte die Steuerbelastung auf Kraftstoffe kurzfristig zu reduzieren. 

Um die Folgen dieser Preisexplosion abzufedern, hat die saarländische Landesregierung ein Schreiben an den Bundestagspräsidenten, Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), gesandt.

Die EU-Kommission hatte am Dienstag einen Plan vorgelegt, um Europa vor den hohen Energiepreisen zu schützen und die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren. Unter anderem sieht der Plan die Regulierung der Verbraucherpreise durch EU-Länder vor, um Haushalte und kleinere Unternehmen zu schützen.

Spritpreise steigen und steigen: Fällt bald die 3-Euro-Marke?
Foto: dpa/Nicolas Armer

Neben den direkten Einflussmöglichkeiten auf den Spritpreis über die Besteuerung gibt es auch andere politische Möglichkeiten, um die Verbraucher zu entlasten. Dazu zählt neben den Zuschüssen auch die Erhöhung der Pendlerpauschale, wie sie die Koalition in ihrem Entlastungspaket Ende Februar bereits vereinbart hat. Die Ampel-Regierung hatte eine Erhöhung der Pendlerpauschale für Fernpendler ab dem 21. Kilometer von 35 auf 38 Cent rückwirkend zum 1. Januar 2022 beschlossen. Dem ADAC ist dies jedoch zu wenig. Der Automobilclub fordert eine Erhöhung der Pendlerpauschale ab dem ersten Kilometer.

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