Sprit sparen mit Geschwindigkeitsbegrenzung Ist Tempo 130 auf den Autobahnen sinnvoll?

Berlin · Die Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen wird in Deutschland schon lange kontrovers diskutiert. Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine nimmt das Thema wieder Fahrt auf. Wie viel Geld können Autofahrer dadurch sparen?

Sprit-Preise: Sparen – ist Tempo 130 auf den Autobahnen sinnvoll?
Foto: dpa/Patrick Pleul

Durch eine geringere Geschwindigkeit sollen Fahrzeuge weniger Kraftstoff und damit weniger importiertes Öl aus Russland verbrauchen. Was bringt ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen?

Behauptung: Ein Tempolimit auf der Autobahn macht Deutschland weniger abhängig von russischen Öl-Importen.

Bewertung: Das stimmt, der Kraftstoffgesamtverbrauch von Autos sinkt jedoch nur um etwa 1,5 bis vier Prozent.

Fakten: Deutschland hat im Jahr 2021 etwa 81 Millionen Tonnen Rohöl importiert. Davon kamen 35 Prozent aus Russland, also gut 28 Millionen Tonnen. Aus einem Liter Rohöl werden im Durchschnitt in deutschen Raffinerien nach Expertenangaben etwa 0,2 bis 0,35 Liter Sprit hergestellt, je nachdem, ob es sich um Benzin oder Diesel handelt.

Allein Autos haben in Deutschland im Jahr 2020 nach vorläufigen Angaben des Bundesverkehrsministeriums 23,82 Milliarden Liter Benzin und 18,3 Milliarden Liter Diesel verbraucht. Der Verkehrsbereich bietet also große Einsparpotenziale beim Ölverbrauch.

Oft ist von einem Tempolimit auf Deutschlands Autobahnen die Rede, die insgesamt etwa 13 000 Kilometer lang sind. Nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) liegt der Anteil von Strecken ohne Geschwindigkeitsbegrenzung am gesamten Autobahnnetz bei 70 Prozent. Das heißt: Auf gut 9000 Autobahnkilometern gibt es keine Geschwindigkeitsbegrenzung.

Allgemein gilt: Je schneller ein Fahrzeug unterwegs ist, desto mehr Sprit verbraucht der Motor. Denn der Luft- und Roll-Widerstand erhöht sich mit zunehmender Geschwindigkeit. Das heißt im Umkehrschluss: Je eingreifender ein Tempolimit umgesetzt wird, desto weniger hoch sind Kraftstoffverbrauch und Umweltbelastung.

Wer Sprit verbraucht, schädigt dabei immer mit Kohlendioxid (CO2) aus dem Auspuff die Umwelt. Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren erklärt dazu: „Wenn ein Fahrzeug einen Liter Benzin verbraucht, stößt es etwa 2,37 Kilogramm CO2 aus. Wurde Diesel getankt, sind es 2,65 Kilogramm CO2.“

Zur Einordnung: Das Auto ist in Deutschland das meistgenutzte Fortbewegungsmittel. 57 Prozent aller Wege werden im Auto zurückgelegt, in ländlichen Regionen sind es 70 Prozent. Das geht aus dem Ergebnisbericht „Mobilität in Deutschland“ hervor. Nach Angaben des UBA verursachten Pkw und leichte Nutzfahrzeuge im Jahr 2020 auf Autobahnen in Deutschland Treibhausgasemissionen in Höhe von rund 30,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.

Im Detail: Die Berechnungen haben ergeben, dass Tempo 130 auf Autobahnen 1,5 Millionen Tonnen an CO2 und damit 600 Millionen Liter Sprit einsparen würde. Während es sich beim CO2-Ausstoß um etwa fünf Prozent der Gesamtmenge handelt, sinkt der Kraftstoffgesamtverbrauch von Autos durch diese Maßnahme nur um knapp 1,5 Prozent.

Größere Potenziale zu Einsparungen gelingen nur mit drastischeren Tempolimits: Bei einem Tempolimit von 100 km/h würden 4,3 Millionen Tonnen COeingespart – immerhin gut 1,7 Milliarden Liter Sprit, also etwa vier Prozent des Gesamtverbrauchs von Autos.

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