Sprachexperten brandmarken Begriff Warum „Klimahysterie“ das Unwort des Jahres 2019 ist

Darmstadt · Rückenwind für engagierte Klimaschützer: Sprachexperten haben den Ausdruck „Klimahysterie“ als Unwort des Jahres 2019 gebrandmarkt. Mit der Formulierung würden Klimaschutzbemühungen und die Klimaschutzbewegung diffamiert und wichtige Debatten zum Klimaschutz diskreditiert, erklärte die Jury des Sprachwettbewerbs am Dienstag in Darmstadt.

 Germanistik-Professorin Nina Janich bei der Vorstellung des Unwortes des Jahres 2019.

Germanistik-Professorin Nina Janich bei der Vorstellung des Unwortes des Jahres 2019.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

„Der Ausdruck pathologisiert pauschal das zunehmende Engagement für den Klimaschutz als eine Art kollektiver Psychose“, hieß es weiter.

Vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Klimawandel sei das Wort „Klimahysterie“ zudem irreführend und stütze in unverantwortlicher Weise wissenschaftsfeindliche Tendenzen. Der Ausdruck sei 2019 „von vielen in Politik, Wirtschaft und Medien – von der ‚FAZ’ über Unternehmer bis hin insbesondere zu AfD-Politikern verwendet“ worden.

Die „sprachkritische Aktion“ will mit dem Unwort des Jahres auf „undifferenzierten, verschleiernden oder diffamierenden öffentlichen Sprachgebrauch“ aufmerksam machen. Für das Jahr 2019 gab es 671 Einsendungen mit 397 verschiedenen Vorschlägen. Als weitere Unwörter sah die Jury den auch von AfD-Politikern benutzten Begriff „Umvolkung“ als Teil einer rechtsextremen Verschwörungstheorie, sowie „Ethikmauer“.

An Belegen für die Erderwärmung und ihre dramatischen Folgen fehlt es schon lange nicht mehr. Wetterextreme nehmen zu. Deutschland hat im vergangenen Jahr den zweiten Dürre-Sommer in Folge erlebt. In manchen Teilen der Welt facht die Trockenheit immer größere Wald- und Buschbrände an – so wie derzeit in Australien. Die Politik in Deutschland und Europa schmiedet milliardenschwere Klimaschutzprogramme. Einige Kritiker finden das – „hysterisch“.

Andere sehen in der Wahl der Jury indes den genau richtigen Fingerzeig. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) lobte insbesondere die Begründung der Jury: Es könne nicht sein, dass man notwendige Dinge als Hysterie bezeichnet – „also so tut, als wären wir krank“. Auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) reagierte erfreut: „Klimahysterie hat es geschafft und ist das Unwort des Jahres. Die Jurybegründung unterschreiben wir“, twitterte der Verein.

„Klimahysterie“ als Unwort treffe den Nagel auf den Kopf, urteilte der klimapolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Lorenz Gösta Beutin. Historisch verheerende Waldbrände von Australien bis Brasilien zeigten, dass die Klimakrise Fakt und eine Bedrohung für den Großteil der Menschheit sei.

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