Partei-Führung hakt Wahlsonntag ab Die SPD-Führung blickt nach vorn

Berlin · Der größte Verlierer des Wahlsonntags, Sachsens SPD-Chef Martin Dulig, konnte am Montag schon wieder lachen. „Ich lasse mir meine Zuversicht nicht nehmen“, sagte er im Berliner Willy-Brandt-Haus.

  Für seine gelungene Aufholjagd bekam Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke Blumen von SPD-Interims-Co-Chefin Malu Dreyer.

Für seine gelungene Aufholjagd bekam Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke Blumen von SPD-Interims-Co-Chefin Malu Dreyer.

Foto: AP/Michael Sohn

Trotz nur 7,7 Prozent. Vielleicht, weil es für Dulig als Minister weitergeht – in Sachsen ist nur eine schwarz-grün-rote Kenia-Koalition möglich. Und Ost-Beauftragter der SPD soll er auch bleiben.

Dietmar Woidke blickt sowieso auf eine weitere Regierungszeit. Er hat in Brandenburg zwei Optionen: Kenia oder Rot-Rot-Grün mit der Union. Zuerst soll mit der Union gesprochen werden, sagte der alte wie wahrscheinlich neue Ministerpräsident vor dem Treffen, das alle Spitzenkandidaten am Tag danach traditionellerweise mit der Parteiführung in Berlin haben. Dort wurde er mächtig für seine Aufholjagd gelobt. Generalsekretär Lars Klingbeil sagte, für ihn sei die eigentliche Erkenntnis gewesen, dass man in Wahlkämpfen nie vorzeitig aufgeben dürfe. Die Brandenburger Sozialdemokraten hatten vor kurzem in den Umfragen noch hinter AfD und CDU gelegen.

Nach vorne blickte auch die SPD-Spitze. Nachdem die Landtagswahl nicht zu dem gefürchteten Doppel-Desaster geworden ist, steht nun die Bestimmung eines neuen Partei-Vorsitzenden oder eines Vorsitzenden-Duos auf der Tagesordnung. Morgen schon geht es in Saarbrücken mit der ersten von 23 Regionalkonferenzen los, auf denen sich alle Kandidaten vorstellen sollen. „Wer Parteivorsitzender werden will, muss das durchhalten“, sagte die kommissarische Parteichefin Manuela Schwesig zu diesem Marathon, der erst am 12. Oktober in München endet. Anschließend gibt es eine Urabstimmung unter den Mitgliedern und womöglich noch eine Stichwahl.

Am Sonntag war Bewerbungsschluss, und der Wahlvorstand entschied, wer die Voraussetzungen erfüllt. Unter anderem, dass er SPD-Mitglied ist und von genug Kreis- oder Landesverbänden unterstützt wird. Der Satiriker Jan Böhmermann fiel durch, weil er nicht rechtzeitig Parteimitglied wurde. Anderen Bewerbern fehlte der nötige Rückhalt. Übrig blieben acht Duos und der bayerische SPD-Bundestagsabgeordnete Karl-Heinz Brunner als Einzelbewerber. Vor der Auftaktveranstaltung in Saarbrücken treffen sie sich morgen Nachmittag dort alle erstmalig zum gemeinsamen Fototermin. Die SPD erhofft sich nämlich positive Effekte aus dieser Art der Vorsitzenden-Kür.

Kleine Scharmützel gab es schon im Vorfeld. So attackierte Kandidatin Simone Lange, Oberbürgermeisterin von Flensburg, den Finanzminister Olaf Scholz unter Hinweis auf die Wahlergebnisse: Ein Neustart sei nur mit einer „unbelasteten“ Spitze möglich. Sie meinte: Unbelastet von der großen Koalition. Auch der Bewerber Karl Lauterbach versuchte sich am Tag nach der Wahl mit der Forderung nach einem Ende der Groko zu profilieren. Scholz, unter den 17 der profilierteste Groko-Befürworter, reagierte nicht. Er hat seit Sonntag zusätzlich das Problem, dass seine Mitstreiterin Klara Geywitz ihren Wiedereinzug in den Potsdamer Landtag haarscharf verpasste und jetzt ohne Amt dasteht.

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