Ein Ex-Klimaaktivist im CDU-Bundesvorstand Chef der Schüler Union erkämpft sich Mitspracherecht

Berlin · Es war der Spätsommer der Klimaproteste 2019, der Cedric Röhrich in die Politik führte. Der heute 20-Jährige aus Kerken am Niederrhein zog mit Wut im Bauch auf die Straße. Mit der „Fridays for Future“-Bewegung demonstrierte Röhrich für wirksameren Klimaschutz, die Ausrufung von Notständen und nicht zuletzt gegen den Kurs der Parteien.

Cedric Röhrich hat sich seinen Platz im CDU-Bundesvorstand erkämpft. Nun diskutiert er mit Friedrich Merz über die Ausrichtung der Partei.

Cedric Röhrich hat sich seinen Platz im CDU-Bundesvorstand erkämpft. Nun diskutiert er mit Friedrich Merz über die Ausrichtung der Partei.

Foto: CR/Cedric Röhrich

Doch die Klimabewegung hat er hinter sich gelassen. Seit Dezember ist der junge Mann als Vorsitzender der Schüler Union Sprachrohr seiner Generation innerhalb der CDU. Ein Klimaaktivist bei den Christdemokraten – passt das zusammen? Aber sicher, meint der Politik-Student.

„Im Jahr 2019 war es notwendig, auf die Straße zu gehen, um die Relevanz des Klimaschutzes zu unterstreichen. Seitdem hat sich etwas getan: Auch die Union hat verstanden, dass es mehr Engagement braucht“, sagt Röhrich. Die Protestbewegung habe er längst hinter sich gelassen, für Klimakleber habe er kein Verständnis. Die Straße ist nur noch in der heißen Phase von Wahlkämpfen die Bühne des jungen Konservativen. Lieber eilt der Kerkener von der einen zur nächsten Gremiensitzung, um Politik zu gestalten. Jüngst entschieden die Parteichefs, dass Röhrich künftig auch an Sitzungen des CDU-Bundesvorstands teilnehmen darf. „Auf die Teilnahme an den Sitzungen haben wir als Schüler Union kein Anrecht. Und ich bin auch keine offenen Türen eingerannt, aber unsere Argumentation hat überzeugt“, sagt Röhrich.

Schließlich müssten auch die Jüngsten ein Wörtchen mitreden dürfen. „Es ist uns eine große Ehre, dass wir auf der Ebene mitdiskutieren dürfen. Und ich bin mir sicher, dass wir eine Bereicherung sein werden“, sagt Röhrich. Vor zwei Jahren äußerte sich der Nachwuchspolitiker noch kritisch über Parteichef Friedrich Merz. Das Ausmaß der Klimakrise habe der nicht verstanden, sagte Röhrich damals. Doch es ist ein Sinneswandel eingetreten. „Friedrich Merz ist nicht mehr der Gleiche wie vor Jahren. Menschen können sich weiterentwickeln. Der Vorsitzende hat seine Rolle an der Spitze der Partei gefunden – und das Klimaprofil gestärkt“, sagt er.

Doch es gebe noch immer Luft nach oben, der Partei fehle es an Authentizität beim Thema Klimaschutz. Die parteinahe Klimaunion müsse noch präsenter werden. „Der Klimaschutz ist seit jeher Teil der konservativen DNA. Zu häufig haben konservative Parteien aber die Erwartungen enttäuscht“, sagt Röhrich. Klimaneutralität bis 2040, die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels, mehr Investitionen in Zukunftstechnologien – Röhrich will den Finger in die Wunde legen und auch im Bundesvorstand diese Themen platzieren. „Ich bin der Unwichtigste im Bundesvorstand, aber damit komme ich klar. Es geht mir um die Sache“, sagt der gläubige Protestant. Das C im Parteinamen nehme er ernst. Eine christliche Partei müsse Menschen in den Fokus rücken, nicht Konzerninteressen folgen. Den Grünen werde man sich allerdings nicht anbiedern. Denn: „Wir wollen Klimapolitik ohne Ideologie betreiben. Mit klaren Zielen, demokratischen Kompromissen und technologischer Offenheit“, so Röhrich. Den Emissionshandel müsse man stärken, mit einem höheren CO2-Preis den Markt arbeiten lassen.

Das Grundsatzprogramm der Union will der junge Mann mitprägen. „Klar ist, dass das Klima darin eine zentrale Rolle spielen muss“, sagt Röhrich. Schon jetzt laufen auch die Vorbereitungen für den Europawahlkampf im Frühjahr 2024. Vor vier Jahren erlitt die Union eine bittere Niederlage. Der Youtuber Rezo setzte der Partei mit seinen Videos schwer zu, die Klimakrise ließ vor allem Jungwähler abwandern. „Die Fehler von damals dürfen wir nicht wiederholen. Ich werde als Vertreter der jüngsten Wähler deutlich werden, wenn es um die Zukunftsthemen Digitalisierung, Bildung und Klima geht“, sagt Röhrich.

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