Deutschland und Luxemburg feiern Ende der Grenzkontrollen Der schwere Weg, Grenzen wieder zu öffnen

Schengen · Außenminister Maas und sein Luxemburger Kollege Asselborn feiern in Schengen das Ende der Grenzkontrollen. Maas macht Hoffnung auf Sommerurlaub im Ausland.

 Maskentausch auf der Moselbrücke bei Schengen: Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und sein Luxemburger Amtskollege Jean Asselborn demonstrierten am Samstag, wie man die Wiedereröffnung der Grenze zwischen beiden Ländern feiert.

Maskentausch auf der Moselbrücke bei Schengen: Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und sein Luxemburger Amtskollege Jean Asselborn demonstrierten am Samstag, wie man die Wiedereröffnung der Grenze zwischen beiden Ländern feiert.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Es wirkt schon etwas skurril. Da marschieren an einem strahlenden Samstagmorgen zwei Außenminister von zwei Seiten einer Grenze über eine Brücke aufeinander zu, treffen sich in der Mitte, wo medienwirksam die Fahnen von Luxemburg, Deutschland und Europa mit Blick auf die Mosel aufgestellt wurden. Als die beiden Politiker auf Augenhöhe sind, breiten sie die Arme aus, doch in Zeiten von Corona muss die Begrüßung auf Abstand erfolgen. Stattdessen tauschen der Deutsche Heiko Maas (SPD) und sein Luxemburger Amtskollege Jean Asselborn Masken aus. Als Symbol für die ungewöhnlichen Zeiten, in denen wir derzeit leben.

Diese sind auch Grund dafür, warum der Saarländer seine erste Dienstreise seit zehn Wochen dazu nutzt, seinen Freund Jean zu besuchen und mit ihm das Ende der deutschen Kontrollen an der luxemburgischen Grenze so zu feiern, als seien erstmals die Schlagbäume zwischen beiden Ländern nach oben gegangen.

Und wo hätte ein solches Treffen, das erst wenige Stunden vorher bekanntgemacht worden ist, eine derartige Symbolik wie ausgerechnet in dem Ort, der wie kein anderer für offene Grenzen, für Freizügigkeit in der EU steht, wie der luxemburgische Moselort Schengen. Dort, wo 1985 mit dem gleichnamigen Abkommen faktisch die Grenzen in der EU abgeschafft worden sind, treffen sich die beiden Politiker.

Maas will damit auch dazu beitragen, die Wunden, die die fast achtwöchige Grenzschließung in Luxemburg verursacht hat, zu heilen. Angeordnet hatte sie sein Kabinettskollege Horst Seehofer (CSU). Zum Schutz, dass sich das Sars-Cov-2-Virus nicht durch „unerlaubte“ Einreise in Deutschland ausbreitet.

Asselborn, der mehrmals deutlich die Kontrollen kritisiert hatte und vor nicht wieder gutzumachenden Folgen der einseitigen Grenzschließung warnte, ist an diesem Samstag milde gestimmt. Es sei nicht die Zeit, zurückzuschauen, sagt er. „Schengen ist vom Virus nicht besiegt worden. Schengen ist wieder zum Leben erwacht.“ Für die kommende Generation sei es unverzeihlich, wenn es wieder Grenzen in Europa gebe, sagt der Luxemburger.

Wie sehr die geschlossenen Grenzen gelebtes Europa fast unmöglich machten, macht Michel Gloden deutlich. Er ist Bürgermeister von Schengen. Es habe viele Einschränkungen in den vergangenen Wochen gegeben, sagt er. Einfach mal so über die Brücke ins direkt gegenüberliegende Perl zum Einkaufen oder um Freunde zu besuchen – das war für Luxemburger verboten. Gloden glaubt nicht, dass dauerhafte Narben zurückbleiben werden und die Freundschaft zwischen den beiden Ländern und zwischen Schengen und Perl leiden werde.

Davon ist auch der Perler Bürgermeister Ralf Uhlenbruch (CDU) überzeugt. Die vergangenen Wochen hätten aber gezeigt, dass vieles, was im Alltag selbstverständlich sei im Bezug auf die grenzüberschreitenden Beziehungen, von heute auf morgen nicht mehr so war. „Es war eine schwierige Situation.“ Umso größer sei die Erleichterung, dass seit Samstag die Grenzen wieder offen seien, sagt sein Schengener Kollege Gloden. Einen triftigen Grund für die Fahrt ins Nachbarland braucht niemand mehr zu haben. Damit sind zum Beispiel auch Einkaufsfahrten wieder möglich.

Ein Europa mit geschlossenen Grenzen würden die Bürger nicht mehr verstehen, sagt auch Maas. Doch die aktuelle Situation zeige, wie schnell man Grenzen schließen könne, wie lange es aber dauere, diese wieder zu öffnen, meint er im Blick auf die weiter andauernden Einreisekontrollen etwa an der polnischen Grenze. In dieser Woche soll es dazu einen Austausch mit seinen Amtskollegen der deutschen Nachbarländer geben. Er wünsche sich, dass möglichst bald alle Grenzen offen sind – falls es die Pandemie zulasse. Maas macht auch deutlich, dass die Wiedereinführung der völligen Freizügigkeit einen Rückschlag erleiden kann. Dann nämlich, wenn die Zahl der Neuinfektionen in einem Land wieder überdurchschnittlich steigen würde.

Maas ist aber zuversichtlich, dass rechtzeitig vor Beginn des Sommerurlaubs die Reisefreiheit in weiten Teilen der EU wiederhergestellt sei. Er werde dazu in den nächsten Tagen mit seinen Kollegen aus den zehn wichtigsten Urlaubsländern entsprechende Vereinbarungen treffen, um den Bürgern „größtmögliche Sicherheit“ zu garantieren. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, dämpft Maas die Euphorie, dass Reisen selbst bei geöffneten Grenzen so sein wird wie vor Corona.

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