Paralympics-Gewinnerin Bentele: "Wir sind extrem benachteiligt"

Nach dem Präsidenten des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), Julius Beucher, hat nun auch Deutschlands erste Goldmedaillengewinnerin bei den Paralympics in Vancouver, die Skilangläuferin und Biathletin Verena Bentele (28), die Ungleichbehandlung bei den Prämienzahlungen für Medaillengewinner kritisiert. Im Vergleich zu Olympiasiegern sei man bei der Verteilung "extrem benachteiligt", sagte Bentele der "Saarbrücker Zeitung".

Saarbrücken/Vancouver. Ein Olympiasieger erhält von der Deutschen Sporthilfe mehr als das Dreifache an Prämie als ein Sieger bei den derzeit in Kanada stattfindenden Paralympics. Ist das gerecht? Die von Geburt an blinde Skilangläuferin und Biathletin Verena Bentele (28) ist bei den Winterspielen der Behinderten in Vancouver die erste deutsche Goldmedaillengewinnerin. Es ist bereits ihre achte. Außerdem war sie schon Weltmeisterin. Sie verlangt Gleichbehandlung - auch bei den Siegprämien.

Frau Bentele, fühlen Sie sich als Sportlerin dritter Klasse, weil die Deutsche Sporthilfe an Paralympioniken nur ein Drittel der Siegprämien auszahlt?

Verena Bentele: Ich bin nicht wegen der Prämie nach Vancouver gefahren. Mein Leben und mein Training sind auf das Ziel ausgerichtet, zu gewinnen. Und ich bin stolz, dass ich meine achte Goldmedaille geschafft habe. Vielleicht werden es ja noch mehr.

Aber im Vorfeld hat die Prämienregelung für viel Unverständnis gesorgt. Werden die Paralympics-Athleten aus Ihrer Sicht ungerecht bewertet?

Verena Bentele: Wir wissen, dass wir nicht so im Blickpunkt stehen. Aber unser Training ist ebenso anspruchsvoll und unsere Leistung ist genauso hoch zu bewerten wie bei nicht behinderten Sportlern.

Warum erhält dann eine Olympiasiegerin 15 000 Euro von der Sporthilfe und Sie bekommen jetzt lediglich 4 500 Euro?

Verena Bentele: Ich freue mich auch über 4500 Euro. Aber ich bin sicher, dass der Deutsche Behindertensportverband für künftige internationale Wettbewerbe mit der Deutschen Sporthilfe eine gerechtere Prämienverteilung vereinbart, die uns nicht so extrem benachteiligt.

Das heißt, Sie plädieren dafür, dass die Sporthilfe gleich hohe Siegprämien für Olympia- und für Paralympics-Teilnehmer bezahlt?

Verena Bentele: Wir wollen gleich behandelt werden, ebenso wie alle behinderten Menschen in der Gesellschaft Anspruch auf Gleichbehandlung haben. Gleiche Prämien wären dafür ein gutes Symbol.

Wird Ihr Auftaktsieg denn das deutsche Paralympics-Team beflügeln?


Verena Bentele: Wir sind mit 20 Athletinnen und Athleten nach Vancouver gekommen. Wir sind wenige, aber wir bilden ein Top-Team. Alle von uns sind fähig, Spitzenplätze zu erreichen. Sie sehen es ja am Medaillenspiegel.

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