66 Infizierte Neuer Corona-Ausbruch in Geflügel-Schlachthof in Niedersachsen

Vechta · In einem Geflügel-Schlachthof im niedersächsischen Lohne bei Vechta ist es zu einem Corona-Ausbruch gekommen.

Die Luftaufnahme zeigt den Wiesenhof-Hähnchenschlachthof im niedersächsischen Lohne, in dem 66 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet wurden.

Die Luftaufnahme zeigt den Wiesenhof-Hähnchenschlachthof im niedersächsischen Lohne, in dem 66 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet wurden.

Foto: dpa/Mohssen Assanimoghaddam

In dem „Wiesenhof“-Betrieb haben sich 66 Personen mit dem Coronavirus angesteckt, wie der Landkreis Vechta am Wochenende mitteilte. Insgesamt wurden bei der Firma Oldenburger Geflügelspezialitäten (OGS) 1046 Abstriche genommen. Die meisten der neu Infizierten wohnen in den Landkreisen Vechta und Diepholz.

Die Kreisverwaltung in Vechta geht nach eigenen Angaben davon aus, dass sich die Betroffenen überwiegend im privaten Bereich angesteckt haben. Das Gesundheitsamt habe alle Infizierten bereits in Quarantäne geschickt, hieß es. Die engen Kontaktpersonen seien zum Großteil ermittelt und befänden sich ebenfalls in Quarantäne. Die restlichen Kontakte würden derzeit nachverfolgt.

Die sogenannte Inzidenzzahl, mit der die Zahl der laborbestätigten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen angegeben wird, steigt mit den neuen Fällen von 16,24 auf 41,13. Sie bleibt damit allerdings noch unterhalb des Wertes von 50, ab dem die Landesregierung Einschränkungen verhängen kann.

Unterdessen will die Bundesregierung offenbar noch im Juli einen Gesetzentwurf zum Verbot von Werkverträgen in der Fleischindustrie beschließen. Das Gesetz könnte dann im September oder Oktober den Bundestag passieren und spätestens zum neuen Jahr gelten, wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ berichtete. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kritisierte menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie. „Die Mitarbeiter wurden mitten in der Pandemie einem erheblichen Gesundheitsrisiko ausgesetzt“, sagte er der Zeitung.

In Niedersachsen sollen für die Unterbringung von Tausenden Werkvertragsarbeitern künftig offenbar höhere Standards gelten, wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Samstag) berichtete. So sollen jedem Arbeiter unter anderem mindestens zehn Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung stehen. Die Zeitung beruft sich dabei auf Pläne von SPD und CDU.

In den vergangenen Wochen war es in mehreren Fleischfabriken in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zu teils massiven Corona-Ausbrüchen gekommen, unter anderem bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück, im ebenfalls zu „Wiesenhof“ gehörenden Putenschlachthof Geestland in Wildeshausen bei Oldenburg und bei Westfleisch in Coesfeld.

Gegen Tönnies ermittelt die Bielefelder Staatsanwaltschaft wegen des Anfangsverdachts auf fahrlässige Körperverletzung und Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz. Konzernchef Clemens Tönnies kündigte im „Westfalen-Blatt“ (Samstag) an, die über Werkverträge beschäftigten Mitarbeiter fest anzustellen und ihre Wohnsituation zu verbessern.

Der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte einen Ausbau des Arbeitsschutzes in seinem Bundesland zu. Unter anderem solle künftig dauerhaft in jedem der großen Schlachthöfe ein Mitarbeiter des Arbeitsschutzes direkt im Betrieb sitzen, „um Missstände rechtzeitig zu erkennen“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

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