Mehr Infektionen in Deutschland Minister Spahn warnt vor Aktionismus wegen Coronavirus

Berlin · Das Coronavirus breitet sich in Deutschland weiter aus. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) waren bis Montagvormittag 150 Infektionsfälle registriert. Damit hat sich ihre Zahl innerhalb von 48 Stunden mehr als verdoppelt.

Gesundheitsminister Jens Spahn warnte jedoch vor Aktionismus. Sowohl Grenzschließungen als auch eine generelle Absage von Großveranstaltungen hält der CDU-Politiker weiterhin für überzogen.

Spahns Ressort hatte am Montag in Zeitungen großflächige Anzeigen zum Umgang mit dem neuartigen Krankheitserreger geschaltet. Auch der Minister selbst ging im Berlin mit Fachleuten vor die Presse, um über den Stand der Erkrankung zu informieren. Nach Angaben von RKI-Chef Lothar Wieler haben sich weltweit bislang rund 89 000 Menschen mit dem Erreger infiziert. In Europa steht Italien mit 1694 Fällen an der Spitze. Von den 150 Infizierten in Deutschland sind die meisten in Nordrhein-Westfalen (86), Bayern (25) und Baden-Württemberg (19) beheimatet. In 140 Fällen habe man die persönlichen Kontakte nachvollziehen können, so Wieler.

Insgesamt sei mit einem weiteren Anstieg der Fallzahlen zu rechnen. Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité bekräftigte seine Einschätzung aus der Vorwoche, wonach sich bis zu 70 Prozent der Bevölkerung mit dem potenziellen Lungenkrankheits-Erreger anstecken könnten. Entscheidend sei jedoch, in welchem Tempo dies geschehe – je langsamer, desto geringer sei der Druck auf die Gesellschaft und das Gesundheitssystem. Bei dem Virus handele es sich um eine „milde Erkrankung“, betonte Drosten. Nach den derzeitigen Erkenntnissen liege die Todesrate zwischen 0,3 und 0,7 Prozent. Von 1000 Infizierten sterben demnach drei bis sieben. Allerdings könnten es auch deutlich weniger sein, wenn man unterstellt, dass viele Infektionen schon wegen ihres unproblematischen Verlaufs gar nicht offiziell registriert werden.

Nach Einschätzung von Spahn werden die Bürger noch auf unabsehbare Zeit mit Einschränkungen leben müssen. Dazu zählt etwa die zeitweilige Schließung von Schulen oder Kitas, wenn dort ein Corona-Verdacht besteht. Der Gesundheitsminister warnte allerdings vor zusätzlicher Verunsicherung etwa durch die sozialen Medien. So würden dort zum Beispiel Fotos von leeren Supermarktregalen eingestellt, obwohl sie in aller Regel schnell wieder aufgefüllt seien. 

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