FDP-Experte zu Biarritz „Frankreich hat die politische Führung übernommen“

Berlin · Der Außenexperte der FDP sieht einige Erfolge beim G7-Gipfel in Biarritz. Und einen Beleg dafür, dass Macron die Rolle ergreift, die früher Merkel hatte.

„G7 ist gerade jetzt wichtig“: Alexander Graf Lambsdorff, FDP.

„G7 ist gerade jetzt wichtig“: Alexander Graf Lambsdorff, FDP.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Der Chef-Außenpolitiker der FDP, Alexander Graf Lambsdorff, zeigt sich zufrieden mit den Ergebnissen des G7-Gipfels in Biarritz. Es sei allerdings auch deutlich geworden, dass Deutschlands Gewicht weiter abnehme, sagt er.

Herr Lambsdorff, hat sich G7 in Zeiten der großen Egos namens Trump und Johnson überholt?

LAMBSDORFF Nein. G7 ist gerade dann wichtig, wenn es zwischen den Mitgliedsstaaten knirscht. Dass sich die Regierungschefs zwei, drei Tage in die Augen sehen und miteinander Probleme besprechen, ist wertvoll und kann in seiner Bedeutung nicht überschätzt werden.

Welche Gipfelergebnisse stellen Sie besonders zufrieden?

LAMBSDORFF Die USA und Japan nähern sich nach den Wirren um das transpazifische Abkommen in Handelsfragen offenbar an, das ist gut. Darüber hinaus hat der starke Fokus auf die Brände im Amazonas-Gebiet dafür gesorgt, dass Brasiliens Präsident, der gar nicht anwesend war, endlich handelt. Und ich begrüße ausdrücklich die deutsch-französische Initiative zur Stärkung der Sicherheit in der Sahel-Zone.

Und was hat Ihnen demgegenüber gefehlt?

LAMBSDORFF Mir hat vor allem die Einigkeit der G7 im weiteren Umgang mit Russland und China gefehlt. Gerade der amerikanisch-chinesische Handelskrieg ist für Deutschland als Exportnation ein großes Problem. Wir vergessen ja oft, dass deutsche Autos auch in den USA hergestellt werden. Das heißt, unsere Unternehmen sind von den Spannungen direkt betroffen.

Sie haben Russland genannt. Trump wollte Putin zurück an den Tisch holen und ist damit gescheitert. Richtig so?

LAMBSDORFF Die FDP hat dazu eine klare Haltung: Wir sind der Meinung, dass es richtig wäre, mit Putin in so einem Format zu reden. Das ist ja der Wert von G7 oder dann G8. Putin würde feststellen, dass sich die westliche Welt nach wie vor einig ist in ihrer Haltung zur völkerrechtswidrigen Annexion der Krim und dem Konflikt in der Ostukraine. Es wäre also besser, wenn Russland dabei wäre.

Macron hat mit seinem Iran-Coup überrascht. Kommt nun neue Bewegung in den Atomstreit?

LAMBSDORFF Das war eine Demonstration der politischen Stärke Frankreichs. Wir sehen daran, wie stark Paris inzwischen ist, während Deutschlands Gewicht weiter abnimmt. Angela Merkel ist eine geschwächte Kanzlerin, und so hat Frankreich mit der Einladung an den iranischen Außenminister jetzt die politische Führung in Europa übernommen. Macron wird nun vermitteln. Ich hoffe, mit Erfolg.

Das nächste G7-Treffen findet im kommenden Jahr in Miami statt. Wird Putin dann Trumps Überraschungsgast?

LAMBSDORFF Wissen kann das heute keiner. Trump und Putin ist aber vieles zuzutrauen. Ich glaube allerdings nicht, dass Präsident Putin sich mit einem Treffen am Rande begnügen würde.

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