Ex-Kanzler Schröder nennt mögliche Namen Kühnert dringt auf Kanzlerkandidaten-Kür

Berlin · Der SPD-Vize fordert seine Partei auf, die Frage der SPD-Kanzlerkandidatur für die nächste Bundestagswahl bereits in diesem Jahr zu klären.

 Es gebe einen breiten Willen in der SPD, die Öffentlichkeit mit der Frage, wer denn nun Kanzlerkandidat der Partei wird, nicht ewig auf die Folter zu spannen, sagt SPD-Vize und Juso-Chef Kevin Kühnert.

Es gebe einen breiten Willen in der SPD, die Öffentlichkeit mit der Frage, wer denn nun Kanzlerkandidat der Partei wird, nicht ewig auf die Folter zu spannen, sagt SPD-Vize und Juso-Chef Kevin Kühnert.

Foto: dpa/Christoph Soeder

(afp) SPD-Vizechef Kevin Kühnert hat seine Partei aufgefordert, noch in diesem Jahr über die Kanzlerkandidatur zu entscheiden. „Unser Hauptinteresse ist, dass wir diese Frage schneller klären als bei den letzten Malen“, sagte er der Augsburger Allgemeinen. Für Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) kommen für eine Kandidatur „vier, fünf Leute infrage“: Im Spiegel nannte er Olaf Scholz, Hubertus Heil, Franziska Giffey, Rolf Mützenich und Lars Klingbeil.

Juso-Chef Kühnert kritisierte, bei den letzten Malen sei die SPD „spät und unstrukturiert in die Entscheidung hineingestolpert“. „Kandidat und Programm haben nicht gut harmoniert, die Kampagne war nicht gut vorbereitet.“

Er habe die Frage nicht allein zu entscheiden, sagte Kühnert. „Es gibt aber einen breiten Willen in der Partei, die Öffentlichkeit damit nicht ewig auf die Folter zu spannen“, sagte der stellvertretende Parteichef. „Wir werden uns nicht erst 2021 mit der Frage der Kanzlerkandidatur beschäftigen.“ Die neue SPD-Spitze befinde sich in der Vorphase des Wahlkampfs, auch um schnell reagieren zu können.

Kühnert sieht durchaus Chancen für einen SPD-Bundeskanzler nach der nächsten Bundestagswahl. „Es kann inzwischen gut sein, dass eine Partei mit 24, 25 Prozent am Ende auch den Kanzler oder die Kanzlerin stellt“, betonte er.

Die beiden SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans hätten ein Vorschlagsrecht, sagte Kühnert weiter. Es könne bei mehreren Kandidaten zwar eine Urwahl geben. „Ich glaube aber, es gibt ein Interesse daran, dass man sich das nach Möglichkeit spart und zu einem gemeinsamen Vorschlag kommt.“

Während Kühnert keine Namen nannte, sprach Ex-Bundeskanzler Schröder im Spiegel offen über seine Favoriten. Vorrangig sei allerdings, dass die möglichen Kandidaten eine Lösung fänden. „Meine Empfehlung wäre: Setzt euch zusammen und entscheidet das“, sagte er. Die Anwärter müssten das natürlich mit der Parteiführung besprechen. „Und eine oder einer aus dem Team wird dann die Nummer eins.“

Lobend äußerte Schröder sich über Fraktionschef Mützenich und Generalsekretär Klingbeil. Der Fraktionsvorsitzende habe eine wichtige Rolle dabei gespielt, die neuen Parteivorsitzenden Esken und Walter-Borjans vom Verbleib in der großen Koalition zu überzeugen. Über Klingbeil sagt Schröder, es sei „viel Arbeit, eine Volkspartei zu managen, man braucht jemanden, der das kann. Und Lars Klingbeil kann es.“
Einer aktuellen Umfrage zufolge kann die SPD um zwei Prozent zulegen und steht derzeit bei 16 Prozent. Die Union verliert laut dem am Freitag veröffentlichten ZDF-Politbarometer an Zustimmung und fällt auf 26 Prozent, einen Prozentpunkt weniger als vor einem Monat. Es ist für CDU/CSU der bislang schlechteste Wert in der Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen.

Die Grünen verbessern sich der Umfrage zufolge weiter. Sie legen um einen Prozentpunkt zu auf 23 Prozent und liegen damit nur drei Punkte hinter der Union. Die Linke erreicht acht Prozent, ein Minus von zwei Punkten. Die AfD bleibt mit 14 Prozent in der Wählergunst unverändert, ebenso die FDP mit acht Prozent. Als einziges Zweier-Bündnis hätte damit eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen eine Mehrheit. Für ein grün-rot-rotes Bündnis würde es knapp reichen.

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