Kuban und Kühnert Auch die Jungstars wissen keine Lösung für die Volksparteien

Berlin · Der JU-Vorsitzende Tilman Kuban und der Juso-Chef Kevin Kühnert diskutieren über die Krise von Union und SPD.

 Tilman Kuban (li.) und Kevin Kühnert führen die Jugendorganisationen der Groko-Partien.

Tilman Kuban (li.) und Kevin Kühnert führen die Jugendorganisationen der Groko-Partien.

Foto: dpa/Carsten Koall

Haben die Volksparteien noch eine Zukunft? Wer, wenn nicht die Chefs der Jugendorganisationen von CDU und SPD könnten das wissen, dachte sich der Berliner Landesverband der Christdemokraten und lud die „Jungstars“ Tilman Kuban, Junge Union, und Kevin Kühnert, Jusos, am Montagabend aufs Podium. 200 Leute allen Alters kamen voller Erwartung.

Man erlebte zwei Nachwuchspolitiker, die erkennbar noch was werden wollen. Kühnert, 30, redete ausgesprochen weitschweifig. Kuban, 32, eher volksnah und kurz. Beide duzen sich. Und beide können die Grünen nicht besonders leiden, am allerwenigsten Kuban. Beide sind seit Jugendzeiten „Vereinsmeier“, wie Kühnert es ausdrückte. Er im Handball, Kuban im Fußball. Beide haben ein ähnliches Verständnis von Volksparteien und würden jederzeit wieder eintreten. Weil Volksparteien „zusammenführen“ (Kuban) und „sich in die Interessenlagen der anderen hinein versetzen“ (Kühnert).

Aber warum sind CDU und SPD dann so unbeliebt geworden, gerade bei den Jungen? Darüber erfuhr man wenig. Kühnert gab den Medien eine Mitschuld. Die betrieben eine „Seifenoperisierung“ der Politik. Kuban stimmte zu und beklagte, dass aus jeder Debatte sofort eine Personaldebatte gemacht werde. Das hielt den Jung-Unionisten freilich nicht davon ab, sich wenig später für eine Kabinettsumbildung auszusprechen. In der „zweiten Halbzeit“ müsse man jetzt noch mal einen neuen Impuls setzen, meinte er, ohne freilich konkrete Namen zu nennen. Von wegen zu viele Personaldebatten.

Einig waren sich die beiden, dass „die superlange Zeit der Groko die Debattenkultur verändert hat“, wie Kuban es formulierte. „Ich hätte mir gewünscht, dass stärker die Unterschiede herausgearbeitet werden.“ Das fand Kühnert ebenfalls. Auch er zog nun einen Vergleich mit dem Fußball: Es sei so, als ob Dortmund und Schalke ein gemeinsames Team bildeten, da könne man sich als Fan des einen oder anderen Clubs dann nicht mehr so richtig freuen, wenn ein Tor falle. Die Forderung nach einem sofortigen Austritt aus dem Regierungsbündnis wiederholte Kühnert aber nicht. Vielmehr lobte er sogar, dass die SPD im Koalitionsvertrag und im Alltag der Regierungsarbeit „viel nach Haus gebracht“ habe. Beide beklagten außerdem, dass ab 2015 eine Verschiebung der politischen Debatte zum Thema Flüchtlinge/Islam erfolgt sei. CDU und SPD könnten sich aber eher profilieren und auch ihre Unterschiede herausarbeiten, wenn es um Wirtschaft und Soziales gehe, um die „zentralen Fragen“, wie Kühnert sagte.

Ideen, um attraktiver zu werden? Hier sprudelte es nicht gerade. Kühnert lobte das Modell eines neuen Beirates seiner Partei. Zufällig ausgesuchte Mitglieder sollen den Vorstand beraten. Und auch die Mitgliederabstimmung über den Vorsitz fand er gut. Kuban fand ein leuchtendes Beispiel in Österreich. Dort habe Sebastian Kurz die ÖVP wieder weit über 30 Prozent gebracht. So eine „charismatische Person an der Spitze“ wünsche er sich auch hier als Kanzlerkandidaten. Dass Kuban auf Friedrich Merz setzt, ist kein Geheimnis.

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