Bertelsmann-Studie Kritik im Saarland an Idee für Klinik-Kahlschlag

Saarbrücken/Gütersloh · Eine Studie empfiehlt, mehr als die Hälfte aller deutschen Kliniken zu schließen. Wenige große Häuser könnten die Patienten besser versorgen.

 Stephan Kolling (CDU), Staatssekretär im saarländischen Gesundheitsministerium

Stephan Kolling (CDU), Staatssekretär im saarländischen Gesundheitsministerium

Foto: Staatskanzlei/Iris Maria Maurer

Die Versorgung der Patienten in Deutschland könnte einer Studie zufolge durch die Schließung von mehr als jedem zweiten Krankenhaus erheblich verbessert werden. Wenn die Zahl der Kliniken von derzeit knapp 1400 auf weniger als 600 sinke, könnten die verbleibenden Häuser deutlich mehr Personal und eine bessere Ausstattung erhalten, heißt es in der am Montag veröffentlichten Untersuchung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Neben Versorgungskrankenhäusern mit durchschnittlich gut 600 Betten soll es etwa 50 Unikliniken und andere Maximalversorger mit im Schnitt 1300 Betten geben. Wenn dieser Vorschlag im Saarland umgesetzt würde, blieben von den 22 Krankenhäusern etwa zehn übrig. Außer dem Uniklinikum in Homburg mit mehr als 1400 Betten haben nur die Caritas Kliniken Saarbrücken, das Klinikum Saarbrücken und die SHG Kliniken Sonnenberg in etwa oder mehr als 600 Betten – wie von den Experten gefordert.

Die Studie stößt im Saarland bei Krankenhäusern und im Gesundheitsministerium auf heftige Kritik. Thomas Jakobs, Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhausgesellschaft, weist den Vorschlag empört zurück. Er hält es für falsch anzunehmen, dass nur große Kliniken zu einer hochwertigen Versorgung in der Lage seien. Das zeigten die Qualitätsberichte. Abgesehen davon hält er das Vorhaben, die Versorgung auf Großkliniken umzustellen, für „völlig illusorisch“, sagt Jakobs. „Ich sehe niemanden, der das Geld dafür bereitstellen könnte.“ Schließlich müsste man ausgewählte Standorte erst zu Großkrankenhäusern umbauen. Gesundheitsstaatssekretär Stephan Kolling (CDU) kritisiert, dass die Studie historisch gewachsene Strukturen der Krankenhausversorgung außer Acht lasse. „Ein planerischer Abbau und eine Neuordnung auf dem Reißbrett kann nicht funktionieren und wäre verantwortungslos“, sagte er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort