Kommentar Die Zerlegung schreitet fort

Ende April erklärte die AfD ihren völkisch-nationalen „Flügel“ für tot, bis dato scheint er jedoch quicklebendig. Wer anderes glaubte, saß einem Propaganda-Trick der Partei auf, die damit den Verfassungsschutz abzuschütteln versuchte.

 Iris Neu-Michalik

Iris Neu-Michalik

Foto: SZ/Robby Lorenz

Mit dem kürzlichen Parteiausschluss des radikalen Rechten und Brandenburger AfD-Landeschefs Andreas Kalbitz hatte man wohl Ähnliches im Sinn. Warum setzte man den einstigen „Flügel“-Brandstifter und Thüringer AfD-Fraktionschef Björn Höcke nicht gleich mit vor die Tür? Stichhaltige Gründe hätten sich sicherlich zur Genüge gefunden. Aber Höcke ist ein anderes Kaliber, sein Ausschluss hätte AfD-Chef Jörg Meuthen wohl hochkant aus dem Amt katapultiert. Doch auch Kalbitz’ Rauswurf rüttelt kräftig an Meuthens Stuhl. Dass sich die Verfassungsschützer an die Fersen der Brandenburger AfD heften, könnte paradoxerweise Meuthens Kopf jetzt retten – indem es dessen Kritiker zunächst zum Schweigen bringt. Doch steter Tropfen höhlt den Stein, sagt man. Daher dürfte der jüngste „Verdachtsfall“ die Zerlegung der AfD am Ende befördern.

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