Kommentar Wehrbericht ist eine Klatsche

Der Wehrbericht ist niederschmetternd. Wie jedes Jahr. Obwohl die Probleme hinlänglich bekannt sind. In allen Bereichen verfügt die Bundeswehr über zu wenig Material; das vorhandene ist vielfach nicht verwendbar.

 Hagen Strauss

Hagen Strauss

Foto: SZ/Robby Lorenz

Die Truppe ist unattraktiv als Arbeitgeber, und wie sich das ändern soll, wenn der Zustand so desolat ist, bleibt ein Rätsel. Außerdem belastet viel zu viel Bürokratie das Soldatenleben – getreu dem Motto, wer schreibt, der bleibt. Deutschland hat eine Armee, die nach jetzigem Stand im Verteidigungsfall prompt die weiße Fahne schwenken müsste. Sofern sie denn rechtzeitig bestellt wurde. Geht’s noch? Es gab in den letzten Jahren Verbesserungen. Die Bundeswehrreform und die Abkehr von der Wehrpflicht waren richtig, weil die Wehrgerechtigkeit nur noch auf dem Papier bestand. Der Haushalt von Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ist so hoch wie nie. Aber es zeigt sich eben auch: Geld ist nicht alles, wenn Strukturen und Prozesse nicht passen, vor allem im Beschaffungswesen.

Die Ministerin denkt hingegen bereits über weitere Auslandseinsätze der Truppe nach. Der Wehrbericht ist eine Klatsche für solche Überlegungen. AKK wäre gut beraten, sich zuerst darauf zu konzentrieren, dass die Rahmenbedingungen auch stimmen und die Modernisierung der Bundeswehr endlich vorankommt. Allerdings gibt es vor allem im zuständigen Ministerium viel Widerstand gegen Reformen. Daran sind schon einige mit Elan gestartete Minister gescheitert. AKK muss gehörig aufpassen, dass es ihr nicht ähnlich ergeht.

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