Weichen für Koalitionen sind gestellt In Mecklenburg-Vorpommern will die SPD mit der Linken regieren, Berlin stellt sich erneut auf Rot-Rot-Grün ein

Schwerin/Berlin · Die Weichen für die Koalitionen in den Landesparlamenten sind gestellt. In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern bahnen sich Regierungsbündnisse mit Beteiligung der Linkspartei an. Die Union übt scharfe Kritik.

   Die SPD nach dem Wahlsieg: Franziska Giffey (links, Berlin) und Manuela Schwesig (rechts, Mecklenburg-Vorpommern). Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer gratulierte ihnen. Giffey will als Regierende Bürgermeisterin ein rot-rot-grünes Bündnis anführen, Schwesig in Schwerin ein rot-rotes.

Die SPD nach dem Wahlsieg: Franziska Giffey (links, Berlin) und Manuela Schwesig (rechts, Mecklenburg-Vorpommern). Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer gratulierte ihnen. Giffey will als Regierende Bürgermeisterin ein rot-rot-grünes Bündnis anführen, Schwesig in Schwerin ein rot-rotes.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Knapp drei Wochen nach der Wahl der Landesparlamente in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern bahnen sich in beiden Bundesländern Regierungsbündnisse mit Beteiligung der Linkspartei an. Berlins designierte Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) kündigte am Donnerstag, 14. Oktober, an, dass sie mit Grünen und Linken in die nächste Phase der Sondierungsgespräche für eine mögliche Neuauflage des bisherigen Rot-Grün-Roten Regierungsbündnisses einsteigen wolle. Auf Bundesebene wurde das in der angeschlagenen Linkspartei begrüßt, Vertreter von CDU und CSU äußerten scharfe Kritik.

SPD gewinnt in beiden Bundesländern

Nach intensiven Gesprächen sei deutlich geworden, dass eine gemeinsame und stabile Politik für die Zukunft Berlins in der Konstellation Rot-Grün-Rot am erfolgversprechendsten verwirklicht werden könne, begründete Giffey den Schritt. In der Hauptstadt und in Mecklenburg-Vorpommern waren parallel zur Bundestagswahl am 26. September Abgeordnetenhaus und Landtag neu gewählt worden. Die SPD hatte beide Wahlen gewonnen.

In Mecklenburg-Vorpommern hatte Wahlsiegerin und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) bereits am Mittwoch Koalitionsverhandlungen mit der Linken zur Bildung einer gemeinsamen Regierung angekündigt. Die Koalitionsgespräche sollen noch in dieser Woche beginnen und bis Mitte November abgeschlossen sein, hieß es am Donnerstag in Schwerin. Dort regiert Schwesig bisher mit der CDU.

Von der Bundes-CDU kam scharfe Kritik am Kurs der SPD: „Ob Bremen, Mecklenburg-Vorpommern oder Berlin: Wenn die SPD kann, regiert sie mit Linksaußen“, schrieb Generalsekretär Paul Ziemiak am Donnerstag bei Twitter. Kanzlerkandidat Olaf Scholz sei das „bürgerliche Feigenblatt einer im Kern linken SPD.“ Ihm fehle die Fantasie, wie die FDP „in einer linken Ampel“ ihr Gesicht wahren wolle.

Auf Bundesebene kommt dritter Koalitionspartner infrage

Auf Bundesebene verhandelt die SPD mit Grünen und FDP zurzeit über die Bildung einer sogenannten Ampel-Koalition. Am Freitag soll bei den Sondierungen eine erste Zwischenbilanz gezogen werden. Scholz hatte sich zuversichtlich gezeigt, dass es noch vor Weihnachten zu einer Ampel-Regierung kommen werde.

CSU-Generalsekretär Markus Blume twitterte: „Zweimal die Linke als Wunschpartner: Die SPD zeigt der FDP mit den Koalitionsentscheidungen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, was sie von ihr hält: Sie ist der Notnagel, weil es für r2g (Rot-Grün-Rot) im Bund nicht reicht.“

Dass es nicht reicht, liegt am schlechten Wahlergebnis der Linken bei der Bundestagswahl. Sie war von 9,2 auf 4,9 Prozent abgerutscht und nur dank dreier Direktmandate wieder in Fraktionsstärke ins Parlament eingezogen. Umso freudiger wurden in der Partei nun die Entwicklungen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin aufgenommen. Zumindest auf Landesebene kann sich die Linke nun voraussichtlich verbessern.

Linke für Beteiligung auf Länderebene

„Die zweite sehr gute politische Entscheidung in dieser Woche – das Ziel r2g in Berlin erfolgreich zu verhandeln“, schrieb die Co-Vorsitzende der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, am Donnerstag nachdem Giffey ihre Entscheidung bekanntgegeben hatte. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion im Bundestag, Jan Korte, forderte seine Partei dazu auf, die „Spielräume der Regierungsbeteiligungen“ in den Ländern „systematisch“ zu nutzen, „um die Partei als Motor für eine progressive Politik bundesweit erkennbar zu machen“.

Bisher regiert die Linke in Berlin, Bremen und Thüringen mit, wo sie mit Bodo Ramelow auch den Ministerpräsidenten stellt. Über den Bundesrat kann sie damit auch Einfluss auf die Gesetzgebung bei Bundesgesetzen nehmen.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort