Klima-Demos Wird die Jugend wieder politischer?

Berlin · Interessiert sind viele. Wenige sind dagegen in Parteien aktiv, meint Bildungsforscher Klaus Hurrelmann.

 Jugendliche Teilnehmer der Klima-Kundgebung „Fridays for Future“ gehen mit Plakaten durch die Innenstadt von Jena.

Jugendliche Teilnehmer der Klima-Kundgebung „Fridays for Future“ gehen mit Plakaten durch die Innenstadt von Jena.

Foto: dpa/Bodo Schackow

Auf die Klima-Demo und Mitreden in Jugendparlamenten: Es gibt in vielen Städten Jugendliche, die sich politisch engagieren. Am Freitag startete zum Beispiel in Berlin ein vom Bund initiiertes Treffen von Hunderten jungen Leuten zu politischen Themen. Am augenfälligsten: Seit längerem gehen freitags Schüler statt in die Schule auf die Straße und fordern von der Bundesregierung, mehr für den Klimaschutz zu tun. Die schwedische Schülerin Greta Thunberg brachte diese Bewegung in Gang. Ist die Jugend politischer als noch vor Jahren?

Von Wissenschaftlern ist zu hören, dass das politische Interesse bei Jugendlichen in Deutschland zugenommen habe. Bildungsforscher Klaus Hurrelmann, der für die Hertie School of Governance in Berlin tätig ist und mehrere Jugendstudien (Shell-Studien) mitverfasste, beobachtet ein Verantwortungsgefühl bei der jungen Generation für die Gemeinschaft und für das Gemeinwesen. „Seit 15 Jahren haben wir das so nicht gehabt“, sagt er.

Vor mehr als zehn Jahren hätten Jugendliche noch deutlich weniger Interesse an Politik gezeigt. Der Bildungsforscher erklärt sich das so: In wirtschaftlich schwierigeren Zeiten sinke das Interesse, weil man sich um sich selbst kümmere und Absicherungsstrategien verfolge. An den aktuellen Klima-Demos („Fridays-for-Future“) zeige sich auch, dass junge Leute nicht nur politisch interessiert seien, sondern dass sie das auch in politische Aktionen umsetzen können. Hurrelmann betont zugleich, dass der Anteil der politisch aktiven Jugendlichen viel geringer sei im Vergleich zu Jugendlichen, die nur politisch interessiert sind. Dabei bräuchten Parteien dringend junge Leute, sagt er.

Die Bundeszentrale für politische Bildung nimmt eine verstärkte Nachfrage von jungen Leuten nach inhaltlichen Angeboten der Einrichtung wahr, wie Sprecher Daniel Kraft betont. Auch speziell an der Erstellung des Wahl-O-Maten, bei dem Jugendliche vorab mitwirken konnten, sei das Interesse stetig gestiegen.

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