Die Union und die Kanzlerfrage Kramp-Karrenbauers Rivalen lauern auf ihre Chance

Berlin · Könnte sie Kanzlerin? Diese Frage wird schon seit Monaten gestellt. Die Debatte holt Annegret Kramp-Karrenbauer selbst dann ein, wenn sie als Verteidigungsministerin rund 4000 Kilometer entfernt von Deutschland in Mali weilt.

 Viele in der CDU trauen Annegret Kramp-Karrenbauer den Kanzlerposten nicht zu.

Viele in der CDU trauen Annegret Kramp-Karrenbauer den Kanzlerposten nicht zu.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Wie jetzt wieder. In der Union wird die Forderung nach einer Urwahl des nächsten Kanzlerkandidaten laut. Ein Angriff auf die CDU-Vorsitzende.

Glaubt man den Umfragen, müsste AKK die Flinte bereits ins Korn werfen. Die persönlichen Beliebtheitswerte sinken seit Monaten. Dabei hat die Saarländerin den Sommer weitgehend pannenfrei überstanden. Auch als Verteidigungsministerin konnte sie erste Erfolge verbuchen – die Gratisbahnfahrten für Soldaten zum Beispiel oder die Verlängerung des Mandats für den umstrittenen Bundeswehreinsatz in Jordanien und dem Irak zählen dazu. Doch es dauert, bis sich kleine Erträge auswirken. Alldieweil es im Wehrressort besonders schwierig ist, das eigene Image aufzupolieren.

Nun sind Umfragen stets mit Vorsicht zu genießen, sie können sich so rasch drehen wie der Wind. Auch Angela Merkel hatte als frischgebackene CDU-Chefin und später bei ihrer ersten Kanzlerkandidatur im Jahr 2005 alles andere als gute Werte. Kramp-Karrenbauers Problem ist daher ein anderes: Viele in der Partei sind inzwischen der Auffassung, dass sie es nicht kann. Zumindest hinter vorgehaltener Hand wird das so krass gesagt. AKK bleibe unter ihren Möglichkeiten, sie habe sich zu oft verzettelt, was auch mit einem fehlenden Netzwerk im politischen Berlin und schlechter Beratung begründet wird. Dass sie nicht in der Unionsfraktion verankert ist, spielt bei diesen Einschätzungen ebenfalls eine Rolle.

Deswegen fühlen sich nun jene ermutigt, die der Vorsitzenden bei der K-Frage am liebsten das erste Zugriffsrecht aus der Hand nehmen würden. So will die Junge Union bei ihrem Deutschlandtreffen am Wochenende in Saarbrücken über einen Antrag abstimmen, wonach die Mitglieder die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur erhalten sollen. Auf einen besonders freundlichen Empfang beim Parteinachwuchs darf AKK nicht hoffen. Noch immer wirkt der Vorwurf des Konrad-Adenauer-Hauses nach, die JU sei wegen ihres „Rechtsrucks“ maßgeblich für das schlechte Europawahl-Ergebnis verantwortlich. Genauso wie die Werte-Union, so die Parteizentrale damals. Sie will beim CDU-Bundesparteitag Ende November in Leipzig ebenfalls einen Antrag zur Urwahl des Kandidaten oder der Kandidatin einbringen.

Sollte es dafür eine Mehrheit bei den Delegierten geben, wäre dies eine erhebliche Beschädigung der Vorsitzenden. Zur Wahl steht AKK bei dem Konvent nicht, offiziell wird sie erst Ende 2020 zur Wiederwahl antreten. Aber mit einem solchen Beschluss böte sich womöglich jenen mehr Spielraum, die im Schatten der Parteichefin bereits auf ihre Chance lauern.

Da wäre Jens Spahn zu nennen, Gesundheitsminister und einer der Unterlegenen im Kampf um den CDU-Vorsitz. Er hat erheblich an Profil gewonnen. Spahn ist freilich erst 39 Jahre alt. Zu nennen ist auch Friedrich Merz, der allerdings viele seiner Unterstützer enttäuscht hat, weil er sich zu wenig engagiert und kaum noch Akzente setzt. Ambitionen werden ebenso NRW-Ministerpräsident Armin Laschet nachgesagt – freilich gilt in der Union ein Ministerpräsident immer als Anwärter für noch Höheres, erst recht, wenn er aus dem starken Nordrhein-Westfalen stammt. Dann fällt inzwischen auch der Name von CSU-Chef Markus Söder, der zunehmend Spaß an der Bundespolitik hat. Ohne sein Votum gibt es sowieso keinen gemeinsamen Kanzlerkandidaten der Unionsparteien. Das weiß auch AKK.

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