Statistik für 2018 Gutachter stellen mehr Ärzte-Fehler fest

Berlin/Saarbrücken · Saar-Ärztepräsident Josef Mischo sieht im Medizinermangel einen Grund für die steigende Zahl falscher Behandlungen.

 (Symbolbild).

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die Zahl der ärztlichen Behandlungsfehler ist nach einer am Donnerstag veröffentlichten Statistik des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDS) im vergangenen Jahr bundesweit gestiegen. Demnach gingen die Gutachter der Krankenkassen auf Initiative der Betroffenen 14 133 Verdachtsfällen nach. In 3497 Fällen wurden Fehler aufgedeckt. Das waren 160 mehr als im Jahr davor. In jedem fünften Fall (2799) wurde festgestellt, dass der Fehler tatsächlich auch die Ursache für einen eingetretenen Schaden war.

Im Saarland untersuchten die Gutachter im vergangenen Jahr 125 Fälle. In 35 davon wurden Fehler festgestellt, in 28 Fällen wurde dabei ein Schaden verursacht. Nach Angaben von Dr. Georg Walter, beim Medizinischen Dienst der Krankenversicherung im Saarland zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, bewegen sich die Zahlen im Land in etwa im Bereich des Bundesschnitts.

Ein Behandlungsfehler kann vorliegen, wenn die Therapie nicht den aktuellen medizinischen Standards entspricht, ein gebotener medizinischer Eingriff unterlassen oder eine unnötige Behandlung durchgeführt wurde. Bundesweit betrafen zwei Drittel der gemeldeten Fälle die stationäre Versorgung. Die meisten Beanstandungen bezogen sich auf die Orthopädie und die Unfallchirurgie. Hier gingen die Gutachter 4349 Vorwürfen nach.

Der Präsident der Saar-Ärztekammer, Dr. Josef Mischo, sieht vor allem zwei Gründe für den Anstieg der bundesweiten Fallzahlen. Zum einen gebe es „eine höhere Sensibilisierung der Patienten“. Diese schauten genauer hin und würden Verdachtsfälle heute eher melden. Das sei laut Mischo „grundsätzlich positiv“. Tatsächlich wurden 2018 bundesweit 600 gemeldete Fälle mehr überprüft als im Vorjahr.

„Mit Sorge“ sieht der Präsident der Saar-Ärztekammer zum anderen aber auch die zunehmende Arbeitsverdichtung bei den Medizinern und in der Pflege. So führe etwa der zunehmende Ärztemangel dazu, dass immer weniger Zeit für die Patienten da sei. „Das birgt das Risiko einer höheren Fehlerquote“, sagte Mischo.

Der Kammer-Präsident wies auch darauf hin, dass die Zahl der Fehler gemessen an der hohen Zahl der Behandlungen „verschwindend gering“ sei – auch wenn der Einzelfall zum Teil dramatisch sei. So gibt es in Deutschland etwa 20 Millionen Krankenhausbehandlungen und rund eine Milliarde Praxisbesuche pro Jahr. Der Medizinische Dienst geht aber auch von einer hohen Dunkelziffer bei falschen Behandlungen aus: Demnach könnten auf jeden festgestellten Ärzte-Fehler etwa 30 unentdeckte Fälle kommen.

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