„Für uns öffnen sich Märkte“

Berlin · Für die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Bärbel Höhn, sind die Resultate der Klimakonferenz von Durban enttäuschend bezeichnet. Im Gespräch mit unserer Zeitung fordert sie jetzt einen „Klimaschutz der zwei Geschwindigkeiten“.

Frau Höhn, wie bewerten Sie die Ergebnisse von Durban?
Bärbel Höhn: Wenn man sieht, wie sehr der Klimawandel voranschreitet, bin ich enttäuscht. Es wäre wichtig gewesen, in Südafrika ein wirklich verbindliches, neues Abkommen zu schließen statt einer Verlängerung des Kyoto-Protokolls bis voraussichtlich 2020, bei dem nur noch wenige Staaten mitmachen werden.

Aber muss man angesichts des Verhandlungschaos nicht sagen, besser so ein Erfolg als gar keiner?
Bärbel Höhn: Viele sind ja schon ohne große Erwartungen nach Südafrika gefahren, insofern kann man sagen, gut, dass wenigstens etwas bei der Konferenz herausgekommen ist. Aber angesichts der veränderten Klimasituation, angesichts der spürbaren Folgen des Wandels sind die Ergebnisse einfach zu unkonkret und zu gering.

Wie hätte mehr erreicht werden können?
Bärbel Höhn: Wir Grüne plädieren schon lange für den Klimaschutz der zwei Geschwindigkeiten. Die Europäische Union muss mit einigen anderen Ländern vorangehen beim Klimaschutz. Das hat sie aber leider vor Durban nicht getan. Wenn die EU wirklich mit einem 30 Prozent-Ziel bei der CO2-Reduktion nach Südafrika gefahren wäre, hätte man schon im Vorfeld stärkeren Druck auf andere Staaten wie die USA, Kanada, Russland, Indien oder China ausüben können. Ich bin mir sicher, dass ein solches Vorgehen mehr Dynamik auf der Konferenz erzeugt hätte.

Wen Sie von zwei Geschwindigkeiten sprechen, befürchten Sie nicht die übliche Reaktion die lautet,
wenn die anderen nicht, warum dann wir?
Bärbel Höhn: Diesem Reflex muss man damit begegnen, dass man die Vorteile herausstellt, die man ohne Zweifel hat, wenn man beim Klimaschutz vorangeht. Mittlerweile guckt doch die ganze Welt auf Deutschland mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien. Wenn wir tatsächlich die Maßnahmen machen, um CO2 durch Gebäudesanierung zu reduzieren, wenn wir bei der Energieeffizienz von technischen Geräten Vorbild sind, wenn wir uns vom teuren Erdöl verabschieden und auf erneuerbare Energien setzen, öffnen sich große Märkte für uns. Die Staaten werden künftig wirtschaftlich im Vorteil sein, die dies erkennen und darauf reagieren. Das wird dann auch der Impuls sein für andere, dem zu folgen.

Sieht die Bundesregierung dies genauso?
Bärbel Höhn: Die Bundesregierung schreitet zu wenig voran. Angela Merkel hat vor der Konferenz in Durban gesagt, das wird sowieso nichts. Umweltminister Röttgen ist keiner gewesen, der den Prozess forciert hat. Im Gegenteil. Auf die Vorstellungen der Chinesen, die sich bewegen wollten, hat er eher zurückhaltend reagiert. Ich hätte mir von Röttgen eine aktivere Rolle gewünscht.

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