Berliner Führungsgruppe für Sofortlagen Polizei zieht Lehren aus Anschlag am Breitscheidplatz

Berlin · Die Polizei in Berlin sieht sich nach dem Weihnachtsmarkt-Anschlag von 2016 heute besser aufgestellt. Ihre Behörde sei professionell und zeitgemäß, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Dienstag vor Journalisten in Berlin.

Sie sprach von strategischen Veränderungen und optimierten Handlungen. Eindeutige Fehler sehe sie nicht bei der Berliner Polizei. An den Behörden war nach dem Attentat Kritik laut geworden, Hinterbliebene und Verletzte beklagten Bürokratie und Untätigkeit. Mehrere Untersuchungsausschüsse versuchen, das Geschehen aufzuarbeiten.

Der tunesische Attentäter Anis Amri hatte zwölf Menschen getötet und Dutzende verletzt. Er konnte zunächst fliehen, wurde wenige Tage später aber von der italienischen Polizei erschossen.

Nach einem Bericht zu Erkenntnissen und Erfahrungen aus dem Terroranschlag hat die Polizei seit Februar des Vorjahres 176 Fälle als besondere gefährliche Situationen klassifiziert. In 34 Fällen musste tatsächlich eingegriffen werden, wie Siegfried-Peter Wulff, Leiter der Direktion Einsatz, mitteilte. Knapp 230 Handlungsempfehlungen der Polizei wurden demnach überprüft.

Die Bildung einer ständigen „Führungsgruppe für Sofortlagen“ vor rund 15 Monaten ist eine Konsequenz aus dem bislang schwersten islamistischen Anschlag in Deutschland. Die Koordinierungsstelle mit sechs Beamten höre den Polizeifunk mit und könne sofort reagieren, wenn etwa Schüsse in der Stadt fallen. Zeitnah werde über eine Fahndung entschieden, erste Kräfte könnten zusammengestellt, ein Einsatzkanal zur internen Kommunikation festgelegt werden, so Wulff. Sofortlagen sind den Angaben zufolge Bedrohungen, Amokläufe, schwere Unfälle und Anschläge.

Das bislang letzte Mal war demnach eine besondere Lage bei der Notlandung einer Bundeswehrmaschine in Tegel im April vorbereitet worden. Der Luftwaffenjet hatte mit beiden Flügeln den Boden geschrammt und war nur knapp einer Katastrophe entgangen.

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