Das Duell in der Union beginnt von neuem Friedrich Merz schließt Kanzlerkandidatur nicht aus

Berlin · Wer geglaubt hat, dass sich Friedrich Merz nach der knappen Niederlage bei der Wahl zum CDU-Vorsitz zurückhaltend geben würde, der hat sich relativ schnell getäuscht gesehen. Der Sauerländer meldet sich immer wieder laut und teils provokant zu Wort.

 Friedrich Merz denkt, dass die große Koalition Ende des Jahres Geschichte sein wird.   Foto: Nietfeld/dpa

Friedrich Merz denkt, dass die große Koalition Ende des Jahres Geschichte sein wird. Foto: Nietfeld/dpa

Foto: Kay Nietfeld/dpa/Kay Nietfeld

Jetzt scheint er sogar die nächste Runde im parteiinternen Kampf um die Macht eingeläutet zu haben. So jedenfalls wird es in der Union gesehen.

Eine der Fragen, die ihm TV-Talkerin Sandra Maischberger am Mittwoch hinsichtlich einer Kanzlerkandidatur stellte, war die: „Was ist denn, wenn Frau Kramp-Karrenbauer Sie anruft und fragt, Friedrich, willst du es machen?“ Merzens Antwort lautete: „Dann denke ich darüber nach.“ Nachfrage: „Hat sie schon?“ „Nein“. Gelächter. Erst wenn es so weit sei, fange er an, sich damit auseinanderzusetzen, ergänzte der 63-Jährige. Das sagen Politiker immer. Meist kommt dann auch der Satz: „Die Frage stellt sich nicht.“ Doch Merz stellt sie sich insgeheim offenbar schon länger.

In der Union heißt es nämlich: „Er läuft sich warm.“ Und zwar für die Zeit nach der großen Koalition, für die Zeit nach Angela Merkel. Denn während ihrer Kanzlerschaft wird der Sauerländer nichts mehr werden; wolle er auch nicht, wird ebenso betont. Beide sind Intimfeinde. Merz lässt keine Gelegenheit aus, die Kanzlerin zu kritisieren. Mal wegen ihres Umgangs mit dem Klimaschutz, jetzt erneut wegen ihrer Flüchtlingspolitik. Aus Merzens Sicht wird die Groko am Ende des Jahres Geschichte sein. Damit auch Merkel. Dann hofft er auf seine nächste Chance.

Die Sehnsucht in der Union nach dem früheren Fraktionschef und heutigen Wirtschaftsberater war in den letzten Monaten kleiner geworden. Selbst seine Anhänger zeigten sich anfänglich von der neuen Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer beindruckt, weil sie durch die Parteigliederungen tingelte und die Landesverbände mit hoher Merz-Affinität offensiv umgarnte – zum Beispiel den in Baden-Württemberg. Hinzu kam, dass AKK und Merz sich plötzlich als Tandem zeigten.

„AKK hat die Debatte in der Union befriedet“, sagte ein CDU-Vorstandsmitglied damals. Doch nun ist sie erneut da. Der angekratzte Mythos des CDU-Hoffnungsträgers ist wiederbelebt worden – und das ohne Zutun von Merz. Es sind Kramp-Karrenbauers Fehler der letzten Wochen, die die Merz-Freunde neu mobilisiert haben – und den Sauerländer mit. Nach dem starken Start von AKK folgte ihr Absturz auch in den Umfragen. Das wiederum hat der Union eine Debatte über die Eignung der Saarländerin und die künftige Kanzlerkandidatur beschert. Die Machtfrage, verlautet es aus der CDU, sei nun wieder offen. Das Duell AKK gegen Merz beginnt womöglich von neuem.

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