Kritik an Flugobjekten wächst Die Gefahr aus der Luft

Langen/Saarbrücken · Immer mehr Menschen kaufen sich Drohnen. Sie sind zwar vielseitig nutzbar, aber auch ein Risiko – gerade für den Luftverkehr.

 Mit Störsendern, wie hier links im Bild, können Drohnen im Notfall zur Landung gezwungen werden.

Mit Störsendern, wie hier links im Bild, können Drohnen im Notfall zur Landung gezwungen werden.

Foto: dpa/Andreas Arnold

(dpa) Wenn die Piloten am größten deutschen Flughafen in Frankfurt zur Landung ansetzen, ist alles genau geregelt. Vom Tower haben sie die Freigabe für die Landebahn, am Boden stehen Feuerwehren für den Notfall bereit und die Deutsche Flugsicherung (DFS) im benachbarten Langen überwacht den Luftraum, um Zusammenstöße von Flugzeugen zu vermeiden. Eine Gefahr aber ist für Piloten unberechenbar: Drohnen.

Ihre Zahl im deutschen Luftraum steigt stetig. Allein in diesem Jahr rechnet die Flugsicherung mit 600 000 verkauften Exemplaren – angeschafft von Hobbyfliegern, Modellpiloten und Firmen. Während manche Skifahrer ihre Künste gerne aus der Luft filmen lassen, nutzen Unternehmen Drohnen etwa beim Obstanbau, um von oben Erkenntnisse über Schädlingsbefall zu gewinnen. „Die Revolution im Luftverkehr durch Drohnen lässt sich nicht aufhalten“, sagt DFS-Geschäftsführer Michael Hann. Das löst Nervosität bei der Behörde und Piloten aus. Denn schon Drohnen für Hobbyflieger, die es für einige hundert Euro zu kaufen gibt, können einen Kilometer hoch fliegen – und werden zur Gefahr für Hubschrauber und landende Flugzeuge. Immer wieder melden Piloten Drohnen, die sie erst aus kurzer Entfernung erkennen.

Auch der Saarbrücker Flughafen nimmt das Thema ernst. „Wir hatten bisher zwar noch keine Gefährdung, aber das kann morgen schon anders sein“, sagt Pressesprecher Ludwin Vogel. „Die Problematik ist nicht ohne.“ Die Gefahr von Unfällen steigt mit der Anzahl der Drohnen. In diesem Jahr sei ein neuer Rekord von Behinderungen im Luftverkehr durch die Fluggeräte zu erwarten, sagt Hann. Schon 2016 habe es 64 Vorfälle gegeben – fast fünf Mal so viele wie im Vorjahr. Kollisionen gab es zwar noch keine. Doch geraten Drohnen in Triebwerke von Jets, stehen Leben auf dem Spiel. Auch Cockpitscheiben könnten bei Zusammenstößen bersten, warnt die DFS. „Selbst Drohnen, die nur in der Luft stehen, wirken da wie ein Geschoss“, warnt die Flugsicherung.

Sie will angesichts der technologischen Chancen von Drohnen aufklären. Sie könnten Rettungskräften bei Unfällen einen Überblick aus der Luft verschaffen und Blutkonserven ausfliegen, Pakete liefern, selbst Transporte von Menschen seien denkbar, sagt Hann. „Wir setzen nicht auf Verbote, sondern wollen die neuen Teilnehmer in den Luftverkehr integrieren.“ Doch gerade private Nutzer müssten besser informiert werden.

Seit April gelten zwar schärfere Gesetze. Auf vielen Drohnen müssen Name und Adresse des Halters stehen. Ein zentrales Register aber, wie von der DFS gefordert, gibt es nicht. „Wenn Hunderte Drohnen in der Luft sind, müssen wir wissen, wem sie gehören“, kritisiert sie. Zudem müsse sie Drohnen orten können. Die Angaben darauf ließen sich leicht fälschen, sagt auch Staatssekretär Norbert Barthle vom Bundesverkehrsministerium. Die DFS arbeitet daher mit der Deutschen Telekom daran, Drohnen mit einem Chip auszustatten und Positionsdaten zu sammeln.

Drohnen bereiten auch anderen Akteuren Sorgen. „Es geht uns um Aufnahmen von Prototypen auf Teststrecken“, sagt Daimler-Sicherheitsexperte Sebastian Welzbacher. Regierungen wiederum fürchten Terroranschläge per Drohne und Gefängnisse Waffenschmuggel. Reiche beunruhigen Flugobjekte, die heimlich Fotos machen. Die Telekom hat daher mit Industriepartnern ein Drohnen-Schutzschild entwickelt. Damit ließen sich Flugobjekte aus 2,5 Kilometern Entfernung orten, wirbt Telekom-Experte Dirk Backofen. 30 000 Euro müssen Interessierte dafür mindestens ausgeben. Konkret abwehren darf man Drohnen aber nur mit behördlicher Genehmigung.

Aufhalten lässt sich der Siegeszug der Drohnen nicht. Konzerne wie Deutsche Post und Amazon haben Transport-Drohnen längst getestet. Auch wenn es zu deren Marktreife noch dauert: Die Zahl der unbemannten Flieger im Luftraum wird rasant steigen. Die Piloten und Passagiere am Frankfurter Flughafen dürften daher dankbar sein, wenn Drohnen durch neueste Technik von der Landebahn ferngehalten werden können.

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