Die Chefs von FDP und Grünen, Lindner und Habeck, im Vergleich Lindner versus Habeck: Das Duell der politischen Jungstars

Berlin · Der FDP-Chef und der Grünen-Chef stehen im Wettkampf der Nachwuchstalente weit vorne. Für den Liberalen geht es jetzt um die Wiederwahl.

 FDP-Chef Christian Lindner stellt sich am Wochenende der Wiederwahl.  Foto: Carstensen/dpa

FDP-Chef Christian Lindner stellt sich am Wochenende der Wiederwahl. Foto: Carstensen/dpa

Foto: dpa/Jörg Carstensen

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Schönste, Dynamischste und Eloquenteste im ganzen Land? Christian Lindner (FDP) und Robert Habeck (Grüne) wetteifern als Parteichefs um diesen Ruf. Sie starteten Ende 2017 nach der Bundestagswahl praktisch gleichauf. Doch inzwischen sind die Grünen in den Umfragen doppelt so stark wie die FDP. Lindner muss sich Sorgen machen.

Was hat er, was ich nicht habe, wird sich der Oberliberale gefragt haben, als er Ende März vernehmen musste, dass Habeck nun auch noch der beliebteste Politiker in Deutschland geworden war. Und er selbst nur auf Platz sechs rangierte. Weil am kommenden Wochenende in Berlin ein Parteitag der FDP stattfindet und dort die Wiederwahl des Vorsitzenden ansteht, ist diese Frage nicht nur privat. Gut möglich, dass die Delegierten Lindner einen Warnschuss in Form eines schlechteren Wahlergebnisses verpassen. Aber wie unterscheiden sich die beiden Jungstars der deutschen Politik eigentlich? Und wo ähneln sie sich?

Das Aussehen: Beide kultivieren einen bestimmten Männertyp. Dazu gehören Dreitagebart und Wuschelhaare. Habeck gibt sich eher verknittert, kleidet sich auch lässiger. Die Hände hat er oft in den Hostentaschen. Er könnte gut für ein herbes Bier aus dem hohen Norden werben, wo er auch herstammt. Er wandert gern, am liebsten am Meer. Sehr romantisch. Lindner hingegen kommt eher als Werbefigur für Herrenmode in Betracht, so sehr achtet er auf Schick und Linie. Er ist Fan edler und schneller Autos (Porsche 911) und hat außerdem seit kurzem auch einen Jagdschein. Alles sehr männlich. Habeck wird dieses Jahr 50, Lindner 40.

Das Privatleben: Könnte unterschiedlicher nicht sein. Habeck lebt auf dem Dorf an der Grenze zu Dänemark. Er ist seit 1996 mit der gleichen Frau verheiratet, einer Schriftstellerin, mit der er vier Söhne hat. Sein Privatleben hält Habeck strikt vertraulich; als Anfang des Jahres ein Hacker seine Kommunikation mit seinen Kindern offenlegte, stieg er sofort aus Twitter und Facebook aus. Lindner wuchs im beschaulichen Wermelskirchen im Rheinisch-Bergischen Kreis auf, ist aber ein echter Großstadtmensch geworden. Er lebt überwiegend in Berlin. Er war sieben Jahre mit einer Hauptstadtjournalistin verheiratet; die Ehe ging 2018 in die Brüche. Keine Kinder. Inzwischen hat er eine neue Liebe, ebenfalls eine Journalistin. Mit seinen Partnerinnen trat Lindner häufig bei gesellschaftlichen Ereignissen öffentlich auf.

Der Personenkult: Hier unterscheiden sich beide kaum. Beide hören sich gern und lange reden, beide können das freilich auch außerordentlich gut. Habeck neigt zu verschwurbelten Sätzen, bei denen hinterher nicht immer klar ist, was er eigentlich sagen wollte. Aber es klingt stets interessant und tief. Der Mann ist ja auch studierter Philosoph. Lindner ist präziser, manchmal zu präzise. Gern benutzt er einfache, einprägsame Bilder – die dann mitunter nach hinten losgehen. Wie sein Spruch, Klimaschutz sei „eine Sache für Profis“ zu den Protesten der Schüler. Habeck war 2018 Talkkönig mit 13 Auftritten in den großen Shows, Lindner landete mit zehn Auftritten auf Platz Zwei. Habeck muss seine Macht in der Grünen-Parteiführung mit der Co-Vorsitzenden Annalena Baerbock teilen, und, da er nicht Bundestagsabgeordneter ist, auch noch mit zwei Fraktionschefs. Das scheint er gut hinzukriegen. Lindner hingegen ist als Partei- und Fraktionsvorsitzender praktisch Alleinherrscher in der FDP. Und zeigt es auch.

 Grünen-Chef Robert Habeck war bereits Umweltminister in Schleswig Hol­stein.   Foto: Nietfeld/dpa

Grünen-Chef Robert Habeck war bereits Umweltminister in Schleswig Hol­stein. Foto: Nietfeld/dpa

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Die Erfahrung: Habeck hat immerhin schon mal regiert, als Umweltminister in Schleswig-Holstein. Er nannte es „Draußenminister“. Früher schrieb er Kinderbücher. Lindner, studierter Politologe, hat außer Parteiarbeit kaum berufliche Erfahrung. Aber er war mit 21 Jahren schon Landtagsabgeordneter, der jüngste in der Geschichte Nordrhein-Westfalens, und mit 30 sogar Generalsekretär der FDP. Er turnt deshalb schon viel länger auf der Bundesebene herum als Habeck. So hat er bereits in der schwarz-gelben Zeit zwischen 2009 und 2013 häufig mit Angela Merkel verhandelt und im Koalitionsausschuss gesessen. Habeck hingegen kam erst Ende 2017 mit den Jamaika-Gesprächen in die Bundespolitik.

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