Wahlprognose SPD sackt in Wählergunst weiter ab

Berlin · Das ZDF-„Politbarometer“ kurz vor der Wahl sieht die AfD bei elf Prozent.

ARCHIV - Unterlagen und eine Wahlurne des Meinungsforschungsinstitutes Infratest dimap im Auftrag der ARD stehen am 15.02.2015 in einem Wahllokal in Hamburg, um Wähler nach ihrer Stimmabgabe für die Bürgerschaftswahl zu befragen.     (zu dpa "Wahlforschung: Ein nicht unriskantes Spiel mit Zahlen" vom 21.09.2017) Foto: Christian Charisius/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

ARCHIV - Unterlagen und eine Wahlurne des Meinungsforschungsinstitutes Infratest dimap im Auftrag der ARD stehen am 15.02.2015 in einem Wahllokal in Hamburg, um Wähler nach ihrer Stimmabgabe für die Bürgerschaftswahl zu befragen. (zu dpa "Wahlforschung: Ein nicht unriskantes Spiel mit Zahlen" vom 21.09.2017) Foto: Christian Charisius/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Foto: dpa/Christian Charisius

(dpa) Wenige Tage vor der Bundestagswahl sackt die SPD mit ihrem Kanzlerkandidaten Martin Schulz einer neuen Umfrage zufolge in der Wählergunst weiter ab. Im gestern Abend veröffentlichten ZDF-„Politbarometer“ kommt die SPD nur noch auf 21,5 Prozent – ein Minus von 1,5 Punkten im Vergleich zur Vorwoche. Die Union rangiert demnach unverändert bei 36 Prozent. Die Linke würde 8,5 Prozent (minus 0,5) erreichen, die Grünen acht und die FDP zehn  Prozent (beide unverändert). Die AfD könnte ein weiteres Mal zulegen und käme auf elf Prozent (plus eins). Die anderen Parteien liegen der Umfrage zufolge zusammen bei fünf  Prozent (plus eins). Über eine Mehrheit im Bundestag würden damit eine große Koalition aus CDU/CSU und SPD und ein Jamaika-Bündnis aus CDU/CSU, Grünen und FDP verfügen. Alle anderen Koalitionen würden eine Mehrheit verfehlen.

Doch wie zuverlässig sind überhaupt solche Umfragen? Denn man braucht gar nicht auf Bundes- und Landtagswahlen zurückblicken, bei denen nach den Umfragen fälschlicherweise schon Sieger und Verlierer feststanden, bevor gewählt wurde. Es reicht die Erinnerung an die Wahl von US-Präsident Donald Trump, die lange für völlig ausgeschlossen galt. Oder an die Brexit-Abstimmung der Briten über den Austritt aus der EU.

In diesem Dilemma werden die von ARD und ZDF beauftragten renommierten Wahlforschungsinstitute Infratest dimap und Forschungsgruppe Wahlen nicht müde zu betonen: Wir können nur die Stimmung messen zum Zeitpunkt der Umfrage.

Die Befragung der Wahlbürger ist heute technisch besser als vor 20 Jahren. Bundesweit wird in der Regel zu 70 Prozent über das Festnetz befragt und zu 30 Prozent mobil. Bei solchen Umfragen gibt es im wesentlichen drei bis vier Unsicherheitsfaktoren: die Unentschlossenen, die Extremen, die Taktierer und die Briefwähler – abgesehen von Hochwasser, Katastrophen wie in Fukushima oder einem Anschlag.

Der Wähler ist heute ein „flüchtiges Wesen“. Es gibt mehr Wechselwähler und daher eine große Zahl Unentschiedener. Die halten sich bis in die Wahlkabine hinein offen, wo sie ihr Kreuzchen machen, und sind deshalb für Umfragen nur schwer zu fassen. Was die Wahlforscher also letztlich machen, ist, sowohl bei ihren Umfragen vor dem Wahltag als auch bei der (genaueren) Prognose am Wahltag ihre Rohdaten auszuwerten. Diese Rohdaten lassen einen gewissen Interpretationsspielraum zu. Bei Trump und Brexit wurde das Rohmaterial offensichtlich falsch interpretiert.

Das wiederum kratzt an der Glaubwürdigkeit aller Institute. Doch die weisen immer wieder darauf hin, dass es bei solchen Erhebungen auch eine gewisse Fehlerquelle gibt. 

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