„Dafür heben wir nicht die Hand“

Berlin · Norbert Geis, 74, ist das konservative Urgestein der Unionsfraktion. Der CSU-Abgeordnete wendet sich vehement gegen die Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften mit der Ehe. Im Bundestag gebe es aber eine starke Homosexuellen-Lobby, beklagt Geis im Gespräch mit unserer Zeitung.

Herr Geis, sind Sie der letzte Konservative in der Union?
Norbert Geis: Nein. Mein Eindruck von der Fraktionssitzung am letzten Dienstag ist ein ganz anderer. Da war eine deutliche Mehrheit gegen eine völlige Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften. Das steht auch im Grundsatzprogramm der CSU. Und die CDU hat dies auf ihrem Parteitag im Dezember so beschlossen.

Fahren Sie nicht der Kanzlerin in die Parade, die zwar noch etwas Bedenkzeit benötigt, aber deren Tendenz klar zu sein scheint?
Norbert Geis: Nachdenken ist immer gut. Die Unionsparteien waren immer Verfassungsparteien. Als solche werden wir Artikel 6 des Grundgesetzes, das heißt die Privilegierung von Ehe und Familie, immer verteidigen. Wer wie die Opposition dieses Privileg zugunsten gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften schleifen will, muss die Verfassung mit Zweidrittel-Mehrheit in Bundestag und Bundesrat ändern. Dafür heben wir nicht die Hand. Es wird mit der CSU keine volle Gleichstellung geben.

Das Verfassungsgericht hat durch mehrere Urteile genau den anderen Weg gewiesen.
Norbert Geis: Das Gericht darf die Verfassung nicht ändern, sondern nur interpretieren. Alles andere halte ich für nicht verfassungskonform. Völlig klar ist aber, dass wir uns den Entscheidungen aus Karlsruhe nicht verweigern können. Aber wir hoffen immer noch, dass die Richter die steuerliche Gleichstellung anders bewerten, als vermutet wird.

Gehört die Homo-Ehe zur Lebenswirklichkeit Deutschland?
Norbert Geis: Wir haben 23.000 eingetragene Lebenspartnerschaften. Demgegenüber stehen rund 17,3 Millionen Ehen. Wer will also ernsthaft behaupten, dass es sich bei der Lebenspartnerschaft um eine große Bewegung handelt? Wir sollten die Kirche schon im Dorf lassen.

Die Mehrheit im Bundestag sieht das anders und verweist auf die Menschen, um die es geht.
Norbert Geis: Es gibt im Bundestag eine sehr starke Lobby für Homosexuelle. Die trommelt auch viel kräftiger als diejenigen, die anders denken. Volker Beck von den Grünen betont ja gerne, wie schlau er vorgegangen ist, um die Lebenspartnerschaft in Deutschland mehr und mehr der Ehe gleichzustellen. Ich sage noch einmal: Die Lebenswirklichkeit ist die Ehe von Mann und Frau, dort leben über 70 Prozent der Kinder. Die gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften haben insoweit statistisch gesehen nur eine sehr geringe Bedeutung.

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