CSU-Chef Markus Söder im Sommerinterview Der „Antreiber“ stichelt weiter

Analyse | Berlin · Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Markus hat das heimische Nürnberger Stadion als Schauplatz für das ZDF-Sommerinterview auserkoren. Mit Fußball-Metaphern geizt er an diesem Sonntag nicht: Er wirbt für mehr „Tempo und Power“ im Wahlkampf - und grätscht Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet immer wieder dazwischen.

 Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Markus Söder beim ZDF-Sommerinterview im Nürnberger Max-Morlock-Stadion im Gespräch mit Theo Koll, Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios.

Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Markus Söder beim ZDF-Sommerinterview im Nürnberger Max-Morlock-Stadion im Gespräch mit Theo Koll, Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Politiker sind selten um Fußball-Vergleiche verlegen. Ob es um die Taktik des Trainers, die Strategie auf dem Platz oder die Gefahr des Abstiegs geht - der Volkssport dient den Volksvertretern gerne als Metapher für die eigene Profession. Dem CSU-Chef und bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder gingen die Fußball-Sprüche am Sonntag besonders leicht über die Lippen. Kein Wunder, schließlich hatte Söder das Stadion in seiner Heimatstadt Nürnberg als Schauplatz für das ZDF-Sommerinterview auserkoren. Der 1. FC Nürnberg kickt in der zweiten Liga, was Moderator Theo Koll dazu bewog, eine Parallele zu der in den jüngsten Umfragen absteigenden Union zu ziehen. Söder winkt ab, an ihm liege es nicht: „Wenn Sie meine persönlichen Werte sehen, dann müsste es genau das Gegenteil sein“, sagt der CSU-Chef, geradezu strotzend vor Selbstbewusstsein. Einmal mehr lässt er keinen Zweifel daran, dass er sich selbst für den stärksten und wendigsten Spieler auf dem Platz hält.

Wo immer Söder in diesen Tagen auftritt, begleiten ihn die Fragen nach seinem Verhältnis zu Unions-Kanzlerkandidat und CDU-Chef Armin Laschet. Vor dreieinhalb Monaten sind die „Würfel gefallen“, wie Söder nach der Entscheidung um die Kanzlerkandidatur selbst sagte. Doch angesichts der anhaltenden Sticheleien und Prahlereien aus München bezweifeln viele Beobachter, dass Söder die Niederlage tatsächlich überwunden hat. Er sei damit „fein“ und sie Sache sei „vom inneren Herzen vorbei“, beteuerte Söder am Sonntag zwar. Und doch kann er sich sich nicht verkneifen, noch einmal zurückzublicken: „Ich hätte wahrscheinlich gewonnen, wenn ich eine harte Auseinandersetzung gemacht hätte.“ Schließlich habe er eine „Mehrheit in der Fraktion“ und eine „Mehrheit der Ministerpräsidentenkollegen“ der Union hinter sich gewusst. Woher er diese Gewissheit nimmt, bleibt sein Geheimnis.

Söder will seine Volten nicht als Haken gegen Armin Laschet verstanden wissen, sondern als Appelle „an das gesamte Team“. Und wieder platziert er einen Fußball-Vergleich: „Wir können es so machen wie die deutsche Nationalmannschaft, zu denken, wie wären die Besten, und am Ende kommt es zu einem Ergebnis, das uns überrascht“, sagt der Bayer in Anspielung auf die Fußball-EM, in der Deutschland im Achtelfinale ausschied. „Oder wir machen es wie die Italiener und haken uns alle unter und spielen und jeder nimmt in seiner Verantwortung das Herz in die Hand und ist erfolgreich.“ Italien ging als Europameister vom Platz.

Söder spricht von der Sorge, „dass das Ganze jetzt so dahin plätschert“, dass die Union samt ihrem Kanzlerkandidaten in diesem Wahlkampf nicht mehr richtig in die Pötte kommt. Überhaupt sei der Wahlkampf bisher „ein bisschen seltsam“. Es gehe um „Nebensächlichkeiten“ wie Lebensläufe, Bücher oder Lacher - und nicht „um die entscheidenden Fragen“, sagt der CSU-Chef. Und es wird offenkundig, dass Söder es als seine Aufgabe begreift, die entscheidenden Themen zu setzen. Er habe die verpflichtenden Tests für alle Reiserückkehrer vorgeschlagen - und sie seien gekommen. Er habe ins Spiel gebracht, dass Corona-Test künftig nicht mehr kostenlos sein dürfen - auch das werde wahrscheinlich kommen. Dass Söder zwar der Lauteste war, der die seit Sonntag geltende Testpflicht für Reiserückkehrer forderte, aber keineswegs der Einzige, lässt er unerwähnt. So viel Ehrlichkeit passt nicht zur Botschaft, auf die es ihm ankommt: „Ich glaube, ich bin der Antreiber.“

Das gilt auch für das große Thema Corona, das viele Menschen nach wie vor beschäftigt. Die bundesweite Inzidenz liegt zwar noch auf niedrigem Niveau, steigt aber weiter kontinuierlich an. Söder spricht von „Weichenstellungen“, die jetzt anstünden und nicht irgendwann, „wenn die vierte Welle kommt und uns einholt“. Zum bayerischen Schulbeginn nach den Ferien setzt er auf Maskenpflicht, regelmäßige Test und Luftreiniger. Die Sorge vor den Auswirkungen der vierten Corona-Welle sei auch der Grund, warum er seit Wochen „drängle, dass wir ein stärkeres Impfangebot für Schüler bekommen“. Söder sagt zu, dass die Schulen nicht wieder geschlossen werden. Doch viele infizierte Schüler brächten viel Quarantäne mit sich - „dann ist Schule durch die Hintertür zu und das wollen wir nicht“, so der CSU-Chef.

Söder nutzt auch Corona, um mehr „Tempo und Power“ in den aus seiner Sicht zu passiven Wahlkampf zu bringen. Wie im Fußball empfehle es sich, „einfach auch noch mal selbst zu stürmen und ein bisschen offensiv zu werden“. Er erwarte für den Wahlkampf in den kommenden Wochen eine angriffslustigere Strategie: „Das muss jetzt kommen“, sagt der Antreiber.

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