Düsseldorfer Oberbürgermeister fordert Ausweg aus Corona-Shutdown Sorge um gesellschaftlichen Zusammenhalt

Düsseldorf · Düsseldorfs Oberbürgermeister fordert ein absehbares Ende der Einschränkungen des öffentlichen Lebens.

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel.

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Geht es nach dem Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel, müssen die staatlichen Zwangsmaßnahmen zur Eindämmmung der Corona-Pandemie so schnell wie möglich auf den Prüfstand. „Ich befürchte, lange wird unser Land einen nahezu vollständigen Shutdown nicht überstehen“, warnte der SPD-Politiker in einem Gastbeitrag für die Rheinische Post. Die wirtschaftlichen Folgen zeichneten sich schon heute ab. Die ersten Betriebe im Gaststättengewerbe, in der Hotellerie, im Veranstaltungs- und Schaustellerbereich hätten bereits Insolvenz angemeldet. Und auch größere Unternehmen würden einen monatelangen Stillstand des wirtschaftlichen Lebens kaum überstehen, zumal die vollmundig angekündigten großzügigen staatlichen Rettungsschirme mangels staatlicher Einnahmen auf Dauer wohl nicht durchzuhalten sein würden.

Geisel sieht durch die verhängten Maßnahmen – geschlossene Läden, Kultureinrichtungen und Gaststätten, dazu Ausgangsbeschränkungen für die Bevölkerung – auf Dauer auch das solidarische Miteinander der Generationen in Gefahr. „Je länger wir Schulen und Universitäten geschlossen halten, je mehr Arbeits- und Ausbildungsplätze der Pandemiebekämpfung zum Opfer fallen und je dramatischer die hierdurch ausgelösten Hypotheken auf die Zukunft ansteigen, desto mehr werden junge Menschen – so ist zu befürchten – dagegen rebellieren, dass ihre Zukunft aufs Spiel gesetzt wird zur Abwendung einer Gefahr, die sie eigentlich gar nicht betrifft.“

Deshalb sei letztlich niemandem geholfen, auf unabsehbare Zeit alle in Quarantäne zu nehmen, auch diejenigen, denen an sich keine Gefahr drohe. Geisel schlägt stattdessen vor, die Risikogruppe der Älteren mit Vorerkrankungen gezielt vor einer lebensgefährlichen Infektion mit dem Virus zu schützen. Und sie dabei nicht allein zu lassen, sondern ihnen bei Vermeidung körperlichen Kontakts die größtmögliche Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen.

Diese Personen gezielt vor jeglichem Infektionsrisiko schützen zu können, setze allerdings voraus, dass sie wissen, in welcher Gefahr sie sich befinden. Hier sieht der Düsseldorfer Oberbürgermeister die behandelnden Ärzte der Senioren in der Pflicht, ihre Patienten über die Gefahren aufzuklären, die für sie mit einer Coronavirus-Infektion verbunden sind.

Für den Moment hält Geisel allerdings Ausgangsbeschränkungen und Geschäftsschließungen für alternativlos. „Es ist gewiss zum gegenwärtigen Zeitpunkt geboten, die Verbreitung des Virus mit allen Mitteln einzudämmen, um Zeit zu gewinnen, die vulnerable Gruppe zu definieren und zu sensibilisieren – und gleichzeitig die Kapazitäten unseres Gesundheitswesens auszubauen“, sagt der Düsseldorfer Oberbürgermeister, um dann noch einmal ausdrücklich zu warnen: „Lange aber werden wir das realistischerweise nicht durchhalten, ohne den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land aufs Spiel zu setzen. Und deshalb gebietet es die politische Verantwortung, dass wir schon heute eine Strategie entwickeln, wann und wie wir das öffentliche Leben in Deutschland wieder hochfahren.“

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