Wer die Kandidaten für den Parteivorsitz unterstützt Direkter Dreikampf auf den letzten Metern

Analyse | Berlin · Es kann nur einen geben. Die Kandidaten für den Vorsitz treten erstmals im Dreikampf um die CDU-Krone an. Parteimitglieder dürfen ihnen 90 Minuten lang Fragen stellen. Auf wenn können Braun, Röttgen und Merz zählen? Die Teams der Kandidaten.

Außenpolitiker Norbert Röttgen, Ex-Fraktionschef Friedrich Merz und Noch-Kanzleramtschef Helge Braun kämpfen um die CDU-Krone.

Außenpolitiker Norbert Röttgen, Ex-Fraktionschef Friedrich Merz und Noch-Kanzleramtschef Helge Braun kämpfen um die CDU-Krone.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Es geht jetzt auf die Zielgeraden für die drei Unions-Kandidaten Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Helge Braun. An diesem Mittwoch treffen die Bewerber für den Parteivorsitz erstmals direkt aufeinander – bei einem mit Spannung erwarteten CDU-Dreikampf.

„Townhall“ nennt die Partei das Format, an dem 26 Mitglieder unter strengen Corona-Auflagen Fragen stellen dürfen, die die Aspiranten vorher nicht kennen. Ab dem 4. Dezember stimmen dann rund 400.000 CDU’ler über den künftigen Vorsitzenden ab. Aus jedem Kandidatenlager ist zu hören, man erhalte viel Zuspruch. Alle Bewerber präsentierten sich zuletzt einigen Kreisverbänden. Mit wem gehen die Kandidaten ins Rennen, wer sind ihre Unterstützer?

Team Braun. Der geschäftsführende Kanzleramtschef Helge Braun ist in diesen Tagen wieder besonders gefordert, weil die Coronalage so dramatisch ist. Brauns Hypothek. Gleichwohl ist der 49-Jährige ein Gegengewicht zu Merz und könnte auch im Röttgen-Lager Stimmen fischen. Vor allem, weil Braun gelungen ist, was die Konkurrenz nicht geschafft hat: Er holte zwei bekannte CDU-Frauen in sein Team.

Zum einen Serap Güler aus Köln, 41 Jahre, ihre Eltern kamen als sogenannte Gastarbeiter nach Deutschland. Güler ist die einzige Muslima im Bundesvorstand der Union. Bis zum Einzug in den Bundestag war sie Staatssekretärin für Integration in Nordrhein-Westfalen und hat immer wieder mit meinungsstarken Beiträgen für Aufregung gesorgt. So bescheinigte sie etwa den Thüringer Parteifreunden einen „Knall“, als diese im Bundestagswahlkampf Ex-Verfassungschef Hans-Georg Maaßen als Direktkandidaten aufstellten. Güler polarisiert und integriert zugleich. Aus Sicht von Braun macht sie das zur idealen Generalsekretärin. Zudem soll Nadine Schön Leiterin der Grundsatzkommission der CDU werden. Schön ist Digitalpolitikerin. Die 38-jährige Juristin aus dem Saarland soll sich um eine Reform der Parteiarbeit kümmern. Außerdem hat sie sich zuletzt viel mit Bürokratieabbau und der Modernisierung des Staates beschäftigt. Schön, Mutter zweier kleiner Söhne, war schon aus dem Bundestag geflogen, blieb dann aber durch den Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer und Peter Altmaier Abgeordnete. Andere Helfer, gar eine breite Fan-Basis hat Braun nicht.

Team Röttgen. Schon bei seiner ersten Kandidatur gelang es dem Außenpolitiker Norbert Röttgen, jede Menge Unterstützer für sich zu mobilisieren, etwa in den sozialen Medien unter dem Hashtag TeamRöttgen. Diesmal scheint die Euphorie jedoch ein wenig abgeklungen zu sein. Zumindest im Netz. Auch der frühere Umweltminister will eine „grundlegende Erneuerung“ der CDU bewirken.

Das Team des 56jährigen ist das kleinste. Es ist ein Duo aus ihm, Röttgen, und der 39jährigen Abgeordneten Franziska Hoppermann aus Hamburg. Gerade erst in den Bundestag eingezogen, soll die Mutter eines Sohnes Generalsekretärin werden, falls Röttgen die Wahl gewinnt. Hoppermann war lange für die CDU in der Kommunalpolitik in Hamburg-Wandsbek aktiv, dann Amtsleiterin in der Hamburger Behörde für Justiz und Verbraucherschutz. Sie steht nicht nur für die stärkere Beteiligung von Frauen in der Partei, sondern will auch „Gemeinsinn und Patriotismus“ wieder stärker hervorheben. Um den richtigen Ton zu treffen könnte hilfreich sein, dass Hoppermann seit ihrem vierten Lebensjahr Klavier spielt. Nach einigen Jahren Gesangsausbildung singt sie als Solistin, in kleinen Ensembles und größeren Kammerchören.

Team Merz. In seinem Umfeld ist man sich besonders sicher, dass es diesmal klappen wird. Der frühere Unionsfraktionschef tritt zum dritten Mal an. Merz bemüht sich, Themen abseits der Wirtschaftspolitik zu besetzen. Dem dient auch seine Teamaufstellung.

Der 46Jährige Mario Czaja, Vater eines Sohnes, soll Generalsekretär werden. Er ist neu im Bundestag, war aber schon mal Berliner Sozialsenator. An seiner Seite soll die bisherige baden-württembergische Kommunalpolitikerin Christina Stumpp Vize-Generalsekretärin werden. Die 34jährige ist ebenfalls neu im Bundestag, in ihrem Landesverband Baden-Württemberg hat Merz aber traditionell viele Unterstützer. Auf die Frage, warum Stumpp nicht Generalsekretärin werde, sagte Merz unserer Redaktion, sie habe einen 15 Monate alten Sohn: „Wir haben abgewogen und gemeinsam eine Aufstellung gefunden, die beiden Personen gerecht wird und ihren Fähigkeiten und Erfahrungen entspricht.“

Unterstützer hat Merz in der Jungen Union, JU-Chef Tilman Kuban will ihn wählen. Auch im Osten gilt Merz als beliebt. Deswegen soll Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer Parteivize werden. Gleiches gilt für den Chef des Wirtschaftsflügels, Carsten Linnemann, in dessen Lager viele Merz-Fans zu finden sind. In der Partei gibt es freilich nach wie vor Stimmen, die von Linnemann mehr Mut erwartet hätten – für eine eigene Kandidatur als Vorsitzender.

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