Wahlkampfabschluss der Union Der Kampf gegen ein Linksbündnis schweißt zusammen

Analyse | Berlin · CDU und CSU begehen ihren Wahlkampfabschluss in der bayerischen Hauptstadt mit Brezen und Blasmusik. Angela Merkel, Armin Laschet und Markus Söder geben sich kämpferisch und genießen sichtlich das weiß-blaue Idyll. Wenn es doch nach der Bundestagswahl nur so schön bleiben würde.

Kanzlerkandidat Armin Laschet (v.r.), Kanzlerin Angela Merkel und CSU-Chef Markus Söder stoßen beim offiziellen Wahlkampfabschluss von CDU und CSU in der Festhalle am Nockherberg an.

Kanzlerkandidat Armin Laschet (v.r.), Kanzlerin Angela Merkel und CSU-Chef Markus Söder stoßen beim offiziellen Wahlkampfabschluss von CDU und CSU in der Festhalle am Nockherberg an.

Foto: dpa/Matthias Balk

Wenn es nur immer so schön gewesen wäre in diesem Wahlkampf wie hier auf dem Münchner Nockherberg. Draußen strahlend blauer Himmel über Bayerns Hauptstadt und Haxen im Biergarten, drinnen mit weiß-blauen Fähnchen geschmückte Tische, Brezen und Blasmusik. Beim Wahlkampfabschluss von CDU und CSU gibt es keine „Schämen Sie sich“-Rufe wie vor knapp drei Wochen, als Kanzlerin Angela Merkel im Bundestag offensiv für Armin Laschet als ihrem Nachfolger warb. Keine Attacken von Konkurrenten anderer Parteien, keine Haken von Ex-Konkurrenten innerhalb der eigenen Partei. Hier kämpfen sie nicht gegeneinander, sondern miteinander gegen den Linksruck in Deutschland.

Bei der Ankunft der Hauptprotagonisten - Angela Merkel, Kanzlerkandidat Armin Laschet und CSU-Chef-Markus Söder - bläst die Kapelle den Defeliermarsch, dann füllen rhythmische „Armin, Armin“-Rufe die Halel. Warum die Union ausgerechnet den Nockherberg für ihr Finale gewählt hat, erklärt CSU-Generalsekretär, mehr oder minder einleuchtend: wegen der „guten Stimmung“ und dem „Klartext“, der hier gesprochen werde.

Und die Kanzlerin beginnt. In ihrer Rede holt Merkel historisch aus: Sie dankt dem ebenfalls anwesenden Theo Waigel für dessen Kurs bei der deutschen Wiedervereinigung und der Euro-Einführung. An Edmund Stoiber gerichtet sagt sie, CDU und CSU hätten sich „immer wieder zusammengerauft“ und für Stabilität gesorgt. Merkel sagt zwar nicht explizit, dass die Sozialdemokratie immer auf der falschen Seite der Geschichte gestanden habe, wie Laschet es kürzlich getan hatte - und doch bedient sie diese Argumentation. „Es ist eben nicht egal wer regiert“, betont Merkel mehrfach. Die Union habe die Zahl der Arbeitslosen seit Beginn ihrer Kanzlerschaft halbiert. Sie kümmere sich um das Erwirtschaften, nicht nur um das Verteilen. Sie stehe für die Schuldenbremse und gegen Steuerhöhungen. Merkel bedient an diesem Abend die Rhetorik der Union in diesem Wahlkampf eins zu eins.

CSU-Chef Söder macht weiter mit dem Klartext. Die Union werde am Sonntag „das Spiel noch drehen, die SPD abfangen“. Söder will den Eindruck erwecken, es gehe ihm nicht allein um den Erfolg der Union. „Wir lieben unser Land, wir kämpfen für die Menschen“, ruft Söder in die Halle. Auch die Liebe zu Laschet hat er in den letzten Wahlkampf-Zügen entdeckt. Er sei aus „voller Überzeugung und ganzem Herzen“ dafür, dass Laschet der nächste Kanzler werde.

Und dieser revanchiert sich promt. Söder sei „eine Stärke“ für die Union, „kraftvoll“ und ein „erfolgreicher Ministerpräsident“, schmeichelt Laschet. Er freue sich, wenn Söder im künftigen Koalitionsausschuss mit am Tisch sitze. „Zieht euch warm an, Armin und Markus, das wird ein tolles Team“, ruft Laschet. Unter den anwesenden Anhängern scheint die plötzliche, enge Verbundenheit keinen zu erstaunen. Den Großteil seiner Rede verwendet Laschet, um seinerseits vor Rot-Rot-Grün zu warnen - vor Steuererhöhungen und einem Anti-Wachstums-Kurs, vor überbordender Bürokratie, vor der Bevormundung der Menschen, vor einer vermeintlichen Sprachpolizei.

Keiner erwähnt an diesem Abend, dass das Rot-rot-grün, wovor so eifrig gewarnt wird, bei Weitem nicht die wahrscheinlichste Option nach der Wahl ist. Doch mit einem gemeinsamen Schreckgespenst lässt sich vor dieser heiklen Wahl offenbar leichter zusammenstehen. Und gerade ist es doch so schön hier in bayerischen Idyll auf dem Nockherberg. Wenn es nur so schön bleiben würde.

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