CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer bei Söder und der CSU Schulterschluss statt Schaulaufen

München · Die CDU-Chefin als Gastrednerin bei der CSU – das ist ein besonderer Auftritt für Annegret Kramp-Karrenbauer in ungewissen Zeiten.

 CSU-Chef Markus Söder und die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer demonstrieren beim CSU-Parteitag in München Geschlossenheit. Die Delegierten spenden der CDU-Chefin am Ende minutenlangen Beifall.

CSU-Chef Markus Söder und die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer demonstrieren beim CSU-Parteitag in München Geschlossenheit. Die Delegierten spenden der CDU-Chefin am Ende minutenlangen Beifall.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Es ist dann doch mehr als ein Höflichkeitsapplaus, den Annegret Kramp-Karrenbauer beim CSU-Parteitag in München erhält. Minutenlang spenden die Delegierten stehend Beifall für die CDU-Chefin – auch wenn etliche skeptische Mienen bleiben. Am Ende verabschiedet Parteichef Markus Söder AKK am Samstag mit Küsschen rechts und Küsschen links. Mehr Symbolik geht kaum. Es soll das Signal sein: Trotz aller Debatten über die künftige Kanzlerkandidatur der Union – jetzt wollen sich die beiden Spitzen von CDU und CSU erst mal zusammenraufen.

Die Verteidigungsministerin hält in München keine mitreißende Rede. Der Funke springt auch dann nicht über, als die Vorsitzende der großen Schwesterpartei zum konservativen Lieblingsthema Sicherheit oder der Ausstattung der Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz kommt. Als Spitze gegen Kanzlerin Angela Merkel, aber auch Außenminister Heiko Maas von der SPD, kann verstanden werden, dass Kramp-Karrenbauer im Zusammenhang mit der Lage in Syrien „selbstkritisch“ die Frage stellt: „Wann haben wir als Deutschland und wann haben wir auch als CDU und CSU zu diesen internationalen Fragen eigentlich das letzte Mal einen wirklich tragenden Vorschlag gemacht?“ Sie könne es „nicht mehr hören, dass wir besorgt sind, dass wir mit großer Sorge schauen, dass wir hinschauen“. Man müsse „eigene politische Antworten geben“.

Mehr Applaus erhält Kramp-Karrenbauer, als sie die AfD attackiert. Ohne deren Chef Alexander Gauland beim Namen zu nennen, ruft sie in die Menge: „So viele Dackel kriegt man auf keine Krawatte, soviel Tweed kann man gar nicht tragen, um diesen braunen Sumpf, um diesen Hass mit einem bürgerlichen Mantel umzuhängen.“ Kramp-Karrenbauer spielt auf Gaulands Lieblingskleidung an – da rauscht der Beifall. Vor allem Söder ist es, der sich darum bemüht, den Eindruck zu hinterlassen, als passe kein Blatt Papier zwischen ihn und AKK. „Du hast uns heut‘ begeistert“, schwärmt er etwas dick aufgetragen.

Doch trotz aller demonstrativen Geschlossenheit zwischen Söder und AKK: Auch nach München bleibt jene Frage im Raum, die viele in der Union am meisten beschäftigt: Kann Kramp-Karrenbauer überhaupt Kanzlerin? Kommt sie nach den Patzern, die sie sich in den knapp elf Monaten seit ihrer Wahl zur CDU-Chefin geleistet hat, noch aus dem persönlichen Umfragetief? Wäre Söder womöglich doch der bessere Kandidat? Zum Parteitagsauftakt hatte er ja hervorgehoben, die CSU sei „so wieder in Schuss, dass manche uns mehr zutrauen, als nur in Bayern erfolgreich zu sein“. Das lässt aufhorchen. Hält sich Söder den Weg nach Berlin offen? In seiner Parteitagsrede gibt sich der CSU-Chef meist staatsmännisch, deutlich wie selten äußert er sich in der Außenpolitik. Und die CSU sammelt sich hinter ihm, bestätigt ihn mit 91,3 Prozent als Parteichef.

Andererseits muss Söder die erste schwere Schlappe seiner bislang neunmonatigen Amtszeit hinnehmen: Der mühevoll ausgehandelte Kompromiss zur Parteireform fliegt der CSU-Spitze um die Ohren, obwohl die gesamte Prominenz dafür wirbt. Erst ein Kompromissangebot in letzter Minute verhindert die völlige Pleite – um den Preis, dass eine Ausweitung der Frauenquote in Vorständen nur abgeschwächt kommt. Das zeigt: Die CSU folgt Söder, zeigt ihm aber auch Grenzen auf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort