CDU-Chef wird Kanzlerkandidat Merz, Söder und wieder mal ein Frühstück

Berlin · Markus Söder ruft den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz zum Kanzlerkandidaten der Union aus. Bei ihrem gemeinsamen Auftritt in Berlin unterstreicht der Bayer aber bewusst seine Bedeutung - und Merz lässt eine wichtige Frage offen.

CSU-Chef Markus Söder und der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz. Er soll nun Kanzlerkandidat werden. Die Zustimmung der Parteigremien am kommenden Montag gilt als Formsache.

Foto: AP/Markus Schreiber

Das Frühstück findet diesmal in der oberen Etage der bayerischen Landesvertretung mitten in Berlin statt. Dort also kommen CDU-Chef Friedrich Merz und der CSU-Vorsitzende Markus Söder am Dienstagmorgen zusammen, um endgültig festzuzurren, was dem Vernehmen nach schon seit einiger Zeit so gut wie sicher gewesen ist: „Die K-Frage ist entschieden. Friedrich Merz macht’s“, wird der bayerische Ministerpräsident später vor der Presse sagen.

Ein historisches Frühstück wird es nicht. Anders als im Januar 2002, als die damalige CDU-Vorsitzende Angela Merkel ins bajuwarische Wolfratshausen fuhr, um bei Semmeln und Marmelade überraschend dem CSU-Chef Edmund Stoiber die Kanzlerkandidatur anzubieten.

Als Söder und Merz samt Gefolgschaft zusammentreffen, liegt kein vergleichbares Angebot auf dem Frühstückstisch. Merz nutzt vielmehr sein Zugriffsrecht als Vorsitzender der großen Schwesterpartei. „Ich bin damit fein“, sagt hinterher der ehrgeizige Söder, der sich zuletzt immer offensiver selbst als Kanzlerkandidat ins Gespräch gebracht hat.

Er unterstütze Merz, „nicht zähneknirschend“, sondern mit „voller Rückendeckung und sehr hoher Wertschätzung“. Hinter den Kulissen wird freilich geunkt, „keiner“ in der Union habe gesagt, Söder müsse es machen. Das ist wohl auch in den letzten Wochen in München registriert worden. Dann auch noch der Auftritt von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst am Montagabend, bei dem er seinen Verzicht auf eine Kandidatur erklärt und eine Empfehlung für Merz abgibt. Das soll bei Söder zwar nicht gut angekommen sein. Aber damit ist klar, dass der K-Zug definitiv nicht in den Freistaat rollen wird. Es heißt in Berlin, Wüst sei „sehr eng“ in den Prozess eingebunden gewesen. Die entscheidenden Gespräche zwischen Merz und Söder soll es dann in der letzten Woche gegeben haben und offenbar am Sonntag.

Auf die Kleinigkeiten kommt es an diesem Morgen an. Dass Merz zum Bayern in Berlin fährt, dass seitens der CSU darauf gedrängt worden sein soll, kann mal als politisches Bauchpinseln verstehen – Söder will seine Bedeutung nicht geschmälert wissen; er unterstreicht sie sogar mit seinen Worten an diesem Tag bewusst. Merz nimmt es gelassen hin. Als erstes spricht der Bayer vor der Presse. Söder will es sich nicht nehmen lassen, Merz als Kandidaten auszurufen – nachdem es in der CDU allenthalben heißt, Wüst sei der wahre Königsmacher. Söder kann sich daher eine Spitze nicht verkneifen: Es sei schon immer so gewesen in der Union, erklärt der Bayer, dass nur einer der beiden Parteivorsitzenden für eine Kanzlerkandidatur in Frage komme. „Es gibt viele Ministerpräsidenten, aber nur zwei Parteivorsitzende der Union“, stichelt Söder. Ein Pfeil, der in Düsseldorf landen soll. Merz neben ihm schmunzelt.

Söder liest seine Erklärung von einem handgeschriebenen Zettel ab, auch das ist bemerkenswert. Man hat gemeinsam daran gearbeitet. Und es soll kein Fehler unterlaufen, weil die Augen und Ohren ja vor allem auf den Bayern gerichtet sind nach dem Theater, dass er zuletzt um die K-Frage veranstaltet hat. Söder sagt, das Vertrauen zueinander und das Verfahren seien anders als 2021 - damals verlor er gegen Armin Laschet, was folgte war eine Demontage von dessen Wahlkampf. Diesmal betont Söder: „Wir sind erstmals wieder komplett zusammen, wir haben keine Streitigkeiten mehr, und es tut einfach gut.“ Er habe Wort gehalten, dass 2021 sich nicht wiederholen werde. Kolportiert wird allerdings auch, dass Merz ein anders Kaliber ist, er lasse sich von Söder nichts gefallen. Das werde auch im Wahlkampf so sein.

Der CSU-Vorsitzende betont noch: „Friedrich Merz ist der Chef in Berlin, ich bleibe Chef in Bayern.“ Man wird sehen, ob der Freistaat am Ende nicht doch zu klein ist für Söder. Nun jedenfalls habe man nur ein Ziel, und zwar die Ampel abzulösen, um Deutschland wieder auf Vordermann zu bringen. „Wir rocken das gemeinsam“, blickt er in Richtung Merz. Der wiederum wippt leicht nervös vor sich hin.

Die Worte von Merz geraten dann auch in den Hintergrund. Warum er zugegriffen hat, und warum er der bessere Kandidat ist, auf diese entscheidenden Fragen geht Merz nicht ein - und Nachfragen sind nach dem Statement der beiden nicht erlaubt. In seinem Umfeld verweist man freilich auf Umfragen, die die Union inzwischen deutlich über 30 Prozent sehen - und darauf, dass Merz bei der Frage der Kompetenzen Amtsinhaber Olaf Scholz in vielen Bereichen abgehängt hat.

Merz dankt also Söder. Die Union könne damit geschlossen in den Bundestagswahlkampf gegen die Ampel gehen, hebt er hervor. Man habe viele Dinge inhaltlich besprochen und abgewogen. Die gemeinsame Arbeit mit Söder sei „nicht immer einfach gewesen“, betont Merz. Ob sie nach der Entscheidung in der K-Frage leichter werden wird, ist offen.

(has)