BND eröffnet Besucherzentrum Hinter den Kulissen des deutschen Auslandsgeheimdienstes

Berlin · Es sind Asservate des Geheimen, die bisher noch nie öffentlich zugänglich waren. Eine Gasultrazentrifuge zur Urananreicherung im Atomwaffenbau. Eine Sprengstoffweste und eine improvisierte Sprengvorrichtung aus Afghanistan.

 Im Besucherzentrum des BND wird auch eine Sprengfalle gezeigt – neben einem Plakat von Al-Qaida-Gründer Osama bin Laden, der die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA plante.

Im Besucherzentrum des BND wird auch eine Sprengfalle gezeigt – neben einem Plakat von Al-Qaida-Gründer Osama bin Laden, der die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA plante.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Satellitenaufnahmen einer Raketenrampe in Nordkorea. Die Handtasche der legendären Doppelagentin Gabriele Gast. Der Bundesnachrichtendienst (BND) öffnet an diesem Dienstag sein Besucherzentrum in der neuen Zentrale in Berlin. Exponate aus 60 Jahren Geheimdienst-Geschichte sind auf zwei Etagen zu sehen.

Ein normales Spionagemuseum ist es nicht, was die Experten vom deutschen Auslandsgeheimdienst konzipiert haben. Die erst im Februar eröffnete neue BND-Zentrale in der Hauptstadt ist hermetisch abgeriegelt, selbst die Mitarbeiter kommen nur nach einem Venenscan hinein. Weltweit arbeiten die meisten der 6500 Spione des deutschen Auslandsnachrichtendienstes unter strenger Geheimhaltung, oft mit Tarnnamen, damit sie bei der gefährlichen Arbeit geschützt sind.

Die Räume des Besucherzentrums sind in einer Ecke des riesigen BND-Neubaukomplexes untergebracht – streng abgeschirmt vom Rest der Gebäude mit Lagezentren, Geheimdienst-Labors und Auswerterbüros. Wer ins Besucherzentrum möchte, wird wie am Flughafen durchleuchtet. Es herrscht striktes Fotografierverbot, nur angemeldete Gruppen sind zugelassen. Wann die Ausstellung für jeden geöffnet wird, ist unklar.

Gut zwei Millionen Euro hat sich der Geheimdienst die ungewöhnliche Präsentation kosten lassen. „Wir können ja schlecht hier mitten in der Stadt so prominent sitzen in einem sehr auffälligen und großen Haus, ohne auch den Bürgern zu erklären, wer wir sind und was wir machen“, sagt BND-Präsident Bruno Kahl. Der Dienst lege viel mehr Wert auf Transparenz als früher. „Bis zu gewissen Grenzen natürlich“, schiebt Kahl hinterher.

Eine hochmoderne Kulisse empfängt die Besucher, getaucht in bläuliches Licht, untermalt mit Sphärenklängen. Auf einem 73 Quadratmeter großen Bildschirm ist ein sich ständig veränderndes Gitternetz zu sehen mit Knotenpunkten über den ganzen Globus. Es soll die multipolare Welt symbolisieren, das internationale Geflecht der Ereignisse, geheime Kontakte und Informationen, denen Beschaffer und Analysten des Geheimdienstes hinterherspüren. „UN-Bericht: IS ist weiter eine ernsthafte Bedrohung der Welt“ – über den Videoscreen flimmern minutenaktuelle Meldungen von Presseagenturen. Der BND selbst produziert 5000 Meldungen pro Tag weltweit. Daraus werden etwa 450 Berichte, die im Monat an Abnehmer in Regierung und anderen Sicherheitsbehörden gehen.

Im Erdgeschoss sind multimediale Ausstellungsstelen zu sehen. Es geht um Themen wie internationalen Terrorismus, Krisenregionen, Migration, Cyberbedrohung oder Proliferation. Warum gibt es den Dienst, was tut er, wie wird er kontrolliert - Besucher können sich über die Grundlagen der Geheimdienstarbeit informieren. Der BND hofft, dass mit mehr Offenheit Ressentiments gegenüber seiner Arbeit abgebaut werden – das ist der Grundgedanke hinter der Ausstellung.

Auch eine multimediale Installation, mit deren Hilfe die Besucher zwischen größter Geheimhaltung und größter Transparenz wählen können, soll zur realistischen Einschätzung der Geheimdienstarbeit beitragen. Am Ausgang kann man sehen, wie sich bisherige Besucher entschieden haben. Die Auswertung zeigt einen klaren Ausschlag bei „Streng geheim“.

Eines der außergewöhnlichsten Ausstellungsstücke wird ein paar Meter weiter gezeigt: Unter dem Punkt Proliferation – es geht um die Verbreitung von Atomwaffen. Tritt man der entsprechenden Stele näher, wird der Blick freigegeben auf eine Gas-Ultrazentrifuge im Original. Solche Apparate spielen eine zentrale Rolle beim Bau von Atombomben – und werden etwa vom Iran verwendet. Die Zentrifuge ist tatsächlich schon zur Herstellung von angereichertem Uran verwendet worden.

Wie das ungewöhnliche Exponat den Weg in die Asservatenkammer und die Ausstellung gefunden hat, bleibt Staatsgeheimnis. Die Röhre aus Aluminium ist so geheim, dass die Experten in den BND-Werkstätten oben eine Verblendung angebracht haben – damit mögliche ausländische Spione unter den Besuchern die Technik der Anschlussgewinde nicht fotografieren und so nachbauen können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort