Afghanistan-Krise wirbelt Wahlkampf durcheinander Neue Chance für Laschet

Meinung | Berlin · Sechs vor der Wahl wird die Eskalation in Afghanistan zum beherrschen Thema im Wahlkampf. Für Armin Laschet bietet sich die Chance, verlorenen Boden gutzumachen. Doch ohne die Hilfe einer Frau hat der Unionskanzlerkandidat keine Chance.

 Armin Laschet präsentierte am Montag seine Vorschläge zur Stabilisierung der Afghanistan-Krise. 

Armin Laschet präsentierte am Montag seine Vorschläge zur Stabilisierung der Afghanistan-Krise. 

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Jetzt also Krieg und Frieden. Afghanistan statt Ahrweiler. Nach der Flut bietet sich Armin Laschet mit der Eskalation am Hindukusch wohl die letzte Chance vor der Wahl, sein Image als unsteter Krisenmanager abzustreifen. Laschet legt forsch los. Als die Taliban Kabul kampflos einnehmen, lanciert er einen eigenen Afghanistan-Plan. Dazu zählt neben der Luftbrücke für Botschaftspersonal und Ortskräfte eine Soforthilfe mit Flugtickets für Frauen in Lebensgefahr. Davon gibt es in Afghanistan leider zu viele: Bürgermeisterinnen, Lehrerinnen, Ärztinnen, Journalistinnen. Für den Vorsitzenden der Partei mit dem „C“ im Namen ist das ein wichtiger ethischer Impuls.

Gleichzeitig stellt Laschet klar, dass es keine Neuauflage der Flüchtlingskrise des Jahres 2015 geben darf. Vernünftig. Dies wäre in der Tat ein Konjunkturprogramm für die AfD. Deren größtes Pfund, „Merkel muss weg“, fällt bei dieser Wahl weg. Für Laschet bleibt der Grat zwischen Humanität und Härte ­schmal. Und die Fallhöhe des Aacheners ist groß. Dass die Bundesregierung in Kabul kalt erwischt wurde, müssen sich – neben Außenminister Maas von der SPD – Unionsspitzenkräfte wie Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer und Innenminister Seehofer mit ankreiden lassen. Auch die Kanzlerin sieht nicht gut aus. Sie jedoch braucht Laschet wie noch nie.

Für Kramp-Karrenbauer als CDU-Chefin machte Merkel keinen Finger krumm. Als „AKK“ 2019 eine internationale Schutzzone für Syrien forderte, ließ Merkel sie außenpolitisch verhungern. Merkel muss in Bundestag und Brüssel jetzt dafür sorgen, dass Laschets Vorschläge überleben. Dann könnte der angezählte Kandidat in der Afghanistan-Krise vielleicht noch rechtzeitig zum Staatsmann reifen.

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