In Europa wachsen die Sorgen über Kurs von Donald Trump

Washington/Berlin/Saarbrücken · Der künftige US-Präsident Trump schockt die Europäer: Kurz vor seinem Amtsantritt reitet er scharfe Attacken gegen EU, Nato und Kanzlerin Merkel. Deutschen Auto-Bauern droht er mit Strafzöllen. In der Saar-Wirtschaft wächst nun die Sorge.

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat mit harscher Kritik an Deutschland und Europa große Sorgen über seinen Kurs als mächtigster Mann der Welt geweckt. In einem Interview bewertete Trump die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU ) als "äußerst katastrophalen Fehler". Der EU sagte er ohne Bedauern weitere Austritte voraus, die Nato nannte er in ihrem jetzigen Zustand überflüssig. Deutschen Autobauern drohte Trump Strafzölle für Exporte in die USA an.

Spitzenpolitiker in ganz Europa reagierten irritiert, aber auch mit Appellen für mehr Selbstbewusstsein. So forderte Merkel die EU auf, sich nicht beirren zu lassen. "Ich denke, wir Europäer haben unser Schicksal selbst in der Hand", sagte sie. Mit wirtschaftlicher Stärke und effizienten Strukturen könne man viele Probleme bewältigen. Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel riet zu Gelassenheit. "Wir müssen jetzt keine unterwürfige Haltung einnehmen, so als hätten wir selbst nichts zu bieten", sagte er der SZ. "Für den Umgang mit Trump brauchen wir Deutschen Selbstbewusstsein und eine klare Haltung." Zu Trumps Klage, dass in Deutschland kaum Autos von US-Herstellern fahren, sagte Gabriel: "Dann müssen die Amerikaner eben bessere Autos bauen." Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gab sich "absolut zuversichtlich", dass auch die neue US-Regierung zur Verteidigungsallianz stehen werde.

In der Saar-Wirtschaft wächst derweil die Sorge vor einer Abkehr der USA vom freien Welthandel. "Wir müssen das wirklich ernst nehmen. Das sind keine Drohgebärden", sagte der Hauptgeschäftsführer der IHK Saar, Heino Klingen, zur SZ. Es sei notwendig, sofort Gespräche "auf höchster Ebene" aufzunehmen, um die traditionell guten Handelsbeziehungen zu festigen. Die Saar-Wirtschaft mit einem Exportanteil von 70 Prozent sei darauf "in besonderem Maße angewiesen", so Klingen. Die USA sind derzeit der drittwichtigste Handelspartner nach England und Frankreich. > Seite A3: Berichte, A 4: Meinung

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