In Deutschland sind Flüchtlinge willkommen

London · Während die Weltgemeinschaft versucht, eine Lösung in der Flüchtlingskrise zu finden, zeigt eine neue Umfrage von Amnesty International: Die große Mehrheit der Menschen empfängt Flüchtlinge mit offenen Armen. China und Deutschland stehen mit Willkommenskultur an der Spitze.

 Geschafft aber erleichert kamen diese Flüchtlinge 2015 unter Beifall in Dortmund an. Foto: dpa

Geschafft aber erleichert kamen diese Flüchtlinge 2015 unter Beifall in Dortmund an. Foto: dpa

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Die Willkommens-Bilder im vergangenen Sommer gingen um die Welt: Menschen in München, Hamburg, Frankfurt oder Dortmund begrüßten Flüchtlinge an Bahnhöfen mit Lebensmitteln, Wasser, Plüschtieren und viel Herzenswärme. Zahlreiche Freiwillige unterstützten die Ankommenden mit Spenden, halfen bei Behördengängen oder nahmen sogar Schutzsuchende bei sich zu Hause auf. Doch auch in anderen Ländern hießen Bürger Flüchtlinge willkommen und würden das offenbar weiterhin tun, wie der "Refugee Welcome Index" zeigt, der heute veröffentlicht wird.

Im Auftrag der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden mehr als 27 000 Bewohner in 27 Ländern weltweit zu ihrer Bereitschaft befragt, Hilfesuchende im eigenen Land, in der Heimatstadt, in der Nachbarschaft oder sogar im Zuhause aufzunehmen. Und die Zahlen zeugen von großer Solidarität. 80 Prozent aller Befragten befürworten es, Flüchtlingen in ihrem Land Schutz zu bieten, 47 Prozent gaben das auch für ihre Stadt oder ihr Dorf und 32 Prozent für ihre Nachbarschaft an.

Die größte Willkommenskultur herrscht dem Index zufolge in China, das, gefolgt von Deutschland und dem Vereinigten Königreich, auf Platz eins steht. 46 Prozent aller befragten Chinesen hätten demnach kein Problem damit, Hilfesuchende in ihrem eigenen Heim aufzunehmen. In der Bundesrepublik sind das immerhin zehn Prozent. Mehr als die Hälfte der Bürger hierzulande würden Flüchtende in der Nachbarschaft akzeptieren. Fast alle befragten Deutschen (96 Prozent) finden, die Bundesrepublik solle Menschen in Not aufnehmen. Das Ergebnis belege laut Amnesty International , dass die "Rhetorik der rechtspopulistischen Kräfte nicht die Meinung der Mehrheit der Deutschen wiedergebe".

Das Schlusslicht der Rangliste bildet Russland, wo laut der Studie, die vom internationalen Meinungsforschungsinstitut GlobeScan durchgeführt wurde, mehr als ein Drittel der Menschen angaben, Flüchtlinge sollte der Zugang über die Grenze verwehrt werden. Dass China an der Spitze steht, habe der Nichtregierungsorg anisation zufolge mehrere Gründe. Während die öffentliche Einstellung gegenüber Flüchtlingen in der Volksrepublik im Allgemeinen von Akzeptanz geprägt sei, herrsche gleichwohl ein Mangel an Erfahrung und der Einsicht für einige der praktischen Auswirkungen, die die Aufnahme von Flüchtenden mit sich bringen - und zwar in Bezug auf Unterbringung, Lebensmittel, medizinische Versorgung und Bildung.

Insgesamt habe man ein solch hohes Maß an Solidarität nicht erwartet, zeigte sich Salil Shetty, Generalsekretär der Organisation mit Hauptsitz in London , erfreut "Aber die Ergebnisse spiegeln das beeindruckende Mitgefühl wider, das die Menschen gegenüber jenen empfinden, die vor Krieg flüchten", so Shetty. Selbst in jenen Staaten, die bereits einer großen Zahl von Menschen Schutz bieten wie Griechenland, Jordanien oder Deutschland, gebe es keine Anzeichen für eine sinkende Zustimmung. "Die Menschen sind bereit, Flüchtlinge willkommen zu heißen", aber die Regierungen hätten Shetty zufolge mit ihren "unmenschlichen Reaktionen" auf die Krise völlig den Bezug zu der öffentlichen Meinung verloren. Zu häufig würden die Entscheidungsträger eine fremdenfeindliche Anti-Flüchtlings-Rhetorik nutzen, um Beliebtheitswerten hinterherzulaufen. Die "stille Mehrheit" bliebe ungehört. Dabei fanden zwei Drittel aller weltweit Befragten, dass ihre Regierungen mehr tun sollten, um Flüchtlingen zu helfen.

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