In Brüssel starten wieder Flugzeuge

Brüssel · Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen ist der Brüsseler Flughafen am Wochenende mit einem Flug nach Portugal wiedereröffnet worden. Flughafenchef Arnaud Feist sprach von einem „Zeichen der Hoffnung“.

Unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen ist fast zwei Wochen nach den Anschlägen von Brüssel die erste Passagiermaschine vom Flughafen Zaventem gestartet. Als erstes Flugzeug hob eine Maschine von Brussels Airlines in Richtung der portugiesischen Stadt Faro ab. Der Flughafen wurde von schwerbewaffneten Polizisten und Soldaten gesichert. Passagiere mussten stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen und wurden in Check-in-Zelten bereits vor dem Gebäude kontrolliert. Der erste Start wurde von emotionalen Szenen begleitet: Flughafenmitarbeiter mit Tränen in den Augen und Regierungsvertreter legten eine Schweigeminute ein, anschließend brandete Applaus auf. Airportchef Arnaud Feist sagte: "Wir sind zurück." Für Sonntag hatte Feist insgesamt drei symbolische Starts von Zaventem aus angekündigt. Er sprach am Samstag von einem "Zeichen der Hoffnung", dass der Flughafen sich nach den "feigen Angriffen" wieder aufrichte. Schwerbewaffnete Polizisten und Soldaten sicherten die Zufahrtstraßen des Flughafens. Die Anreise war nur per Auto möglich, Busse und Bahnen können den Airport vorerst nicht anfahren. Unter den neuen strengen Sicherheitsregeln sind provisorische Check-In-Schalter, Metalldetektoren und Gepäckscanner in große weiße, ebenfalls scharf bewachte Zelte vor das Gebäude ausgelagert. Im Flughafenterminal erwarteten die Passagiere dann erneut die an Flughäfen üblichen Sicherheitschecks.

Bis zur Reparatur der Abfertigungshalle von Brüssel-Zaventem und der Rückkehr zum normalen Betrieb kann es allerdings noch Monate dauern. Die Halle war bei den Anschlägen am 22. März schwer beschädigt worden. Zwei Attentäter hatten sich in der Abfertigungshalle des Flughafens in die Luft gesprengt. Später sprengte sich ein dritter Attentäter in einer U-Bahn in Brüssel in die Luft. Sie rissen bei ihren Anschlägen, zu denen sich die Dschihadisten-Organisation Islamischer Staat (IS) bekannte, insgesamt 32 Menschen mit in den Tod.

Unterdessen kam es am Samstag in der Brüsseler Problem-Gemeinde Molenbeek zu Krawallen. Etwa 400 Menschen versammelten sich in der Nähe des Bezirksrathauses, berichteten belgische Medien. Als sich eine Gruppe von etwa 100 Menschen auf den Weg in Richtung der Brüsseler Innenstadt machte, wurde sie von der Polizei abgedrängt. Es flogen Steine und Müllbehälter auf die Sicherheitskräfte, berichtete der Radiosender RTBF.

Zusammen seien in Molenbeek und auf dem zentralen Börsenplatz, wo es eine ungenehmigte Versammlung gab, etwa 100 Personen vorläufig festgenommen worden, berichteten belgische Medien. Rechtsextreme hatten im Vorfeld zu einer Demonstration in Molenbeek aufgerufen, wo viele Einwanderer leben. Die Demonstration wurde aber von der Region Brüssel verboten. Der mutmaßliche Paris-Attentäter Salah Abdeslam hat sich nach Aussage seines Bruders bewusst gegen die Zündung seines Sprengstoffgürtels entschieden. "Wenn ich gewollt hätte, hätte es mehr Opfer gegeben", zitierte Mohamed Abdeslam seinen Bruder im Nachrichtensender BFMTV. "Glücklicherweise bin ich nicht bis zum Ende gegangen", soll Salah Abdeslam demnach gesagt haben. Bei den islamistischen Attentaten am 13. November waren 130 Menschen getötet worden. Mohamed Abdeslam hatte seinen Bruder am Freitag in einem Hochsicherheitsgefängnis in Brügge besucht. Er bekräftigte auf BFMTV, dass Salah "kooperieren will".

Jede Verwicklung in die Anschläge in Brüssel am 22. März habe sein Bruder zurückgewiesen, sagte Mohamed Abdeslam. Salah sei aber über die Selbstmordanschläge auf dem Brüsseler Flughafen Zaventem und in einer U-Bahn mit insgesamt 32 Todesopfern durch das Fernsehen informiert. Abdeslam gilt als einziger überlebender Attentäter der Anschläge von Paris. Die Behörden vermuten, dass zwischen den Anschlägen von Paris und Brüssel ein Zusammenhang besteht und Abdeslam dabei eine Schlüsselrolle spielte. So wurden in einer Wohnung des Brüsseler Selbstmordattentäters Khalid El Bakraoui Fingerabdrücke Abdeslams gefunden. Ein weiterer Brüssel-Attentäter, Najim Laachraoui, war mit Abdeslam nach Ungarn gereist, er soll auch die Bomben für die Paris-Anschläge fabriziert haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort