Immer neue Fragen an Wulff
Berlin. Der Umgang von Bundespräsident Christian Wulff mit Geschäftsleuten und Medien wirft immer neue Fragen auf - und macht die CDU-Wahlkämpfer im Norden der Republik zunehmend nervös. Laut "Bild am Sonntag" hat ein Filmunternehmer beim Münchner Oktoberfest 2008 einen 400-Euro-Aufpreis in einem Nobelhotel für Wulff bezahlt
Berlin. Der Umgang von Bundespräsident Christian Wulff mit Geschäftsleuten und Medien wirft immer neue Fragen auf - und macht die CDU-Wahlkämpfer im Norden der Republik zunehmend nervös. Laut "Bild am Sonntag" hat ein Filmunternehmer beim Münchner Oktoberfest 2008 einen 400-Euro-Aufpreis in einem Nobelhotel für Wulff bezahlt. Über neue Details zur Umwandlung von Wulffs umstrittenem Geldmarktdarlehen berichtete die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" ("FAS"). Danach hatte am 24. November ein "Bild"-Journalist in Burgwedel versucht, Hintergründe über den Hauskauf der Familie Wulff zu recherchieren. Daraufhin habe sich Wulffs inzwischen entlassener Sprecher Olaf Glaeseker am 25. November bei der "Bild"-Zeitung beschwert. Am selben Tag hatte Wulff nach eigener Darstellung mit der BW-Bank die Umwandlung des günstigen Geldmarktdarlehens in ein Hypothekendarlehen vereinbart.Laut "Bild am Sonntag" hat der Berliner Filmunternehmer David Groenewold 2008 eine Höherstufung (Upgrade) für eine Suite im Fünf-Sterne-Hotel "Bayerischer Hof" für das Ehepaar Wulff übernommen. "Mein Mandant hat dafür, dass Herr Wulff eine bessere Zimmerkategorie erhält, 200 Euro pro Übernachtung bezahlt. Es waren insgesamt zwei Nächte, also 400 Euro", sagte Groenewolds Anwalt Christian-Oliver Moser. Von der Übernahme der Kosten habe Wulff aber nichts gewusst. Das Upgrade sei erfolgt, weil der Ministerpräsident überraschend mit Frau und Kind angereist sei.
In Schleswig-Holstein, wo am 6. Mai die Landtagswahl stattfindet, rückten die Spitzenkandidaten Jost de Jager (CDU) und Wolfgang Kubicki (FDP) von Wulff ab. Zu Rücktrittsforderungen sagte Kubicki gestern Abend in der ARD: "Meine Geduld geht langsam zu Ende." Und de Jager sagte auf NDR Info: "Wenn Wulff es schafft, Antworten zu geben, die keine Mehrdeutigkeiten enthalten, dann gibt es für solche drastischen Schritte auch keinen Grund."
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht ihre Arbeit von der Affäre nicht beeinträchtigt. Sie verwies bei der CDU-Vorstandsklausur in Kiel auf Umfragen, wonach die Union trotz der aktuellen Probleme in der Wählergunst deutlich zugelegt hat. Sie trenne die Angelegenheit Wulff von der politischen Arbeit, sagte Merkel. Die CDU-Vorsitzende unterstrich aber zugleich, dass Wulff kein Ende der Debatte erwarten könne, solange Unklarheiten bestehen: "Wenn sich neue Fragen stellen, müssen neue Fragen beantwortet werden."
SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier äußerte Zweifel, dass Wulff seine Aufgaben noch wahrnehmen könne. Das Staatsoberhaupt könne nur im Amt bleiben, weil Kanzlerin und Koalition ihn dort halten wollten, sagte Steinmeier der "Bild am Sonntag".