Zusatz-Verdienst Immer mehr Saarländer haben Nebenjob

Saarbrücken/Nürnberg · 2016 wurde im Land ein neuer Höchstwert erreicht. Auch bundesweit geht der Trend zum Zweitjob – zum Teil aus Geldmangel.

 Auch deutschlandweit gehen immer mehr Beschäftigte zusätzlich zu ihrem Hauptberuf einem Nebenjob nach.

Auch deutschlandweit gehen immer mehr Beschäftigte zusätzlich zu ihrem Hauptberuf einem Nebenjob nach.

Foto: dpa/Axel Heimken

Im Saarland haben immer mehr Menschen zusätzlich zu ihrem Hauptberuf einen Nebenjob. Nach Angaben der Regionaldirektion der Arbeitsagentur in Saarbrücken gingen Ende vergangenen Jahres 28 782 Menschen im Nebenjob einer geringfügigen Beschäftigung nach. Dies waren 2,4 Prozent mehr (plus 671 Menschen) als ein Jahr zuvor und fast 41 Prozent mehr (plus 8342 Menschen) als zehn Jahre zuvor.

Laut Christiane Lauer, Sprecherin der Regionaldirektion, wurde damit 2016 im Saarland ein absoluter Höchstwert an Nebenjobbern erreicht. „Die Gründe sind vielschichtig“, sagte sie der SZ. Bei einigen reiche das Geld aus dem Hauptjob schlicht nicht aus. Andere wollen sich gerne etwas dazuverdienen, um sich den ein oder anderen Luxus leisten zu können. Wieder andere hätten neben ihrem eigentlichen Job noch Zeit und arbeiteten einfach gerne.

Insgesamt gab es im Saarland Ende 2016 knapp 97 000 Minijobber – ein Großteil (rund 68 000) tat dies ausschließlich. Sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren zu dem Zeitpunkt insgesamt 382 776 Menschen im Land.

Auch deutschlandweit gehen immer mehr Beschäftigte zusätzlich zu ihrem Hauptberuf einem Nebenjob nach. Laut Bundesagentur für Arbeit waren das im Dezember 2016 insgesamt fast 2,7 Millionen Arbeitnehmer. Mehr als die Hälfte der angestellten Nebenjobber macht den Minijob zusätzlich zur Vollzeitbeschäftigung. In den vergangenen Jahren habe es in Deutschland einen starken Anstieg bei Nebenjobbern gegeben, sagt der Forscher Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB): „Seit den Hartz-Reformen hat sich die Zahl mehr als verdoppelt“, sagte Weber der Deutschen Presse-Agentur. 2003 gingen lediglich 1,2 Millionen Menschen im Nebenberuf einem Minijob nach. Vor allem Menschen mit einem unterdurchschnittlichen Verdienst im Hauptjob hätten einen zusätzlichen Minijob, meint der Forscher.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Rheinland-Pfalz/Saarland sieht die Entwicklung kritisch: „Die Wirtschaft brummt und die Kommentierung der Arbeitsmarktzahlen scheint nur noch Superlative zu kennen“, sagte der Landesvorsitzende Dietmar Muscheid. Doch die vielen Menschen, die inzwischen einem 450-Euro-Job nachgingen, zeigten, dass nicht alles Gold sei, was auf dem Arbeitsmarkt glänze. In der Praxis seien Minijobber häufig „Beschäftigte zweiter Klasse, die mit Aushilfslöhnen abgespeist werden, obwohl sie reguläre Tätigkeiten verrichten“.

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