Im Nahen Osten fließt wieder Blut

Tel Aviv/Gaza · Die Vermittlungsbemühungen im Nahen Osten sind erneut gescheitert. Die Kämpfe zwischen Israel und Palästinensern gehen weiter. Verwirrung gab es um das Schicksal von Hamas-Militärchef Mohammed Deif.

Nach dem Scheitern der Waffenruhe-Gespräche fließt im Gaza-Konflikt zwischen Israel und militanten Palästinensern wieder Blut. Israel bestätigte gestern den Versuch einer gezielten Tötung des einflussreichen Militärchefs der im Gazastreifen herrschenden Hamas , Mohammed Deif. Ob er bei dem Luftangriff tatsächlich getroffen wurde, war zunächst unklar. Deifs Frau, sein sieben Monate altes Kind und zwei weitere Menschen kamen ums Leben. Deif gilt in Gaza als einer der wichtigsten Drahtzieher, er hat schon mehrere versuchte Tötungen überlebt. Israel wirft ihm vor, er dirigiere den Gaza-Krieg aus dem Untergrund.

Binnen Stunden wurden gestern bei israelischen Luftschlägen mindestens 21 Palästinenser getötet und 120 verletzt, wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte. Militante Palästinenser feuerten rund 180 Raketen auf Israel ab. Am Abend wurde ein Geschoss über Tel Aviv abgefangen.

Eine Feuerpause war am Dienstag gebrochen worden. Israel macht die Hamas dafür verantwortlich. Die Regierung in Jerusalem zog aus Protest gegen neue Raketenangriffe ihre Verhandlungsdelegation aus Kairo ab. Dort sollte eine dauerhafte Waffenruhe ausgehandelt werden. Israels Sicherheitskabinett tagte in Tel Aviv, um über das weitere Vorgehen im Gaza-Konflikt zu beraten. Rechtsorientierte Minister fordern einen Sturz der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen . Die Armee habe 2000 Reservisten wieder einberufen, die bereits freigestellt worden waren, bestätigte eine Militärsprecherin.

Mehr als 90 deutsche Nahost-Experten haben indessen die Bundesregierung zu einem Kurswechsel in der Politik gegenüber Israel und den Palästinensern aufgerufen. Wie "Spiegel Online" gestern berichtete, fordern die Experten in einem offenen Brief an Regierung und Bundestagsabgeordnete mehr Einsatz für einen dauerhaften Waffenstillstand und ein Ende der Blockade des Gazastreifens. "Ohne Aufhebung der Blockadepolitik gibt es keinerlei Entwicklungsperspektive für die Menschen in Gaza und keine Chance für die Zweistaatenlösung", schreiben die Initiatoren. Zu den Erstunterzeichnern gehören den Angaben zufolge etwa Ulrike Freitag, Direktorin des Zentrums Moderner Orient in Berlin, und Udo Steinbach, Gründungsdirektor des Giga-Instituts für Nahost-Studien. Auch ehemalige Botschafter und führende Mitarbeiter der Heinrich-Böll-Stiftung hätten unterschrieben. > Siehe auch

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