„Ich verehre Putin“

Mit einer Motorradtour von Moskau nach Berlin will der russische Rockerclub „Nachtwölfe“ den Sieg der Sowjetunion über Hitler-Deutschland feiern. SZ-Mitarbeiter Klaus-Helge Donath hat mit Rocker-Chef Alexander Saldostanow über die Aktion gesprochen.

Ist Ihre Fahrt nach Berlin eine Werbetour für Putins Russland?

Saldostanow: Wegen einer banalen Reise wird so ein Wirbel um uns gemacht. Ob ich fahre, hängt davon ab, ob ich ein Visum erhalte. Es soll eine Gedenkfahrt werden, keine Propaganda-Veranstaltung, wie im Westen behauptet wird. Wir sind gerade mal 20, 30 Biker, reicht das für eine Machtdemonstration?

Die Behörden in Berlin wollen keine Fahrt in der Kolonne zulassen.

Saldostanow: Wenn der politische Wille fehlt, uns die Erlaubnis zu erteilen, in Kolonne fahren zu dürfen, soll jeder für sich in Berlin zum Mahnmal nach Treptow fahren. Die Hysterie zeigt uns, dass wir wieder als Feinde wahrgenommen werden.

Die Gebiete des so genannten Neurusslands gehören für Sie zu Russland. Sie wollen aber noch weiter marschieren, bis Kiew . . .

Saldostanow: Natürlich, die Auflösung der Sowjetunion war ein Rechtsbruch und künstlich. Heute bezahlen wir dafür mit Blutvergießen, was sich zu einem ewigen Krieg auswachsen könnte.

Russland heizt den Krieg an. Sie machen auch keinen Hehl daraus, dass Sie bei der Besetzung der Krim dabei waren und ihre Biker im Donbass kämpfen.

Saldostanow: Ich bin verwundert, dass Deutschland der US-Politik ohne Murren folgt. Wo die USA auftauchen, herrscht Chaos und fließt Blut. Die Amerikaner verfügen über eine neue Waffe: Ich nenne sie die Theorie des lenkbaren Chaos, die nicht weniger wirksam ist als ein Atomsprengkopf. Ich hasse Amerika nicht, seine Politiker verachte ich aber.

Was bedeutet Wladimir Putin für Sie?

Saldostanow: Ich verehre ihn und tue alles, damit diese Typen (die demokratische Opposition, Anm. d. Red.) ihn niemals in die Hände bekommen. Was ich bin, verdanke ich ihm. Ich bin stolz, dass er sich nicht zum Vasallen der Weltregierung machen lässt und Selbstständigkeit beweist.

Berlin gehört noch nicht zur "russischen Welt" Putins, es ist aber auch kein Neuland mehr für Sie.

Saldostanow: I ch war schon während der Perestroika in Berlin . Denn ich wollte den Westen, wo ich vorher nicht hindurfte, mit eigenen Augen sehen. Ich war auch in Berlin , als die Mauer fiel. Nach einem Geschenk wie der Wiedervereinigung dachte ich, Deutschland würde auf Dauer zu unserem Verbündeten. Umso enttäuschter war ich, als die Deutschen unsere Wiedervereinigung mit der Krim nicht anerkannten. Es war keine Annexion, sondern die Wiedergutmachung einer Unge rechtigkeit.

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