"Humboldt ist nicht tot"

Saarbrücken. Der natürliche Gegner einer Bundesbildungsministerin sind eigentlich ihre Kolleginnen und Kollegen auf Länderebene. Das ist bei Annette Schavan nicht (CDU) so. Sie hat den Vorteil, beide Seiten zu kennen: Von 1995 bis 2005 war sie Kultusministerin in Baden-Württemberg

 Annette Schavan wirbt für mehr Kooperationen. Foto: Lorenz

Annette Schavan wirbt für mehr Kooperationen. Foto: Lorenz

Saarbrücken. Der natürliche Gegner einer Bundesbildungsministerin sind eigentlich ihre Kolleginnen und Kollegen auf Länderebene. Das ist bei Annette Schavan nicht (CDU) so. Sie hat den Vorteil, beide Seiten zu kennen: Von 1995 bis 2005 war sie Kultusministerin in Baden-Württemberg. Bildung und Kultur sind laut Grundgesetz erst mal Ländersache, darum hat eine Bundesbildungsministerin da zunächst nicht mitzureden. Genau das möchte Schavan aber und darum das sogenannte Kooperationsverbot lockern, das dem Bund die Mitsprache auf Länderebene verbietet, um so die Zukunft von Hochschulen und Schulen in Deutschland mitzugestalten."Von diesem Schritt verspreche ich mir eine Stärkung der Hochschulen. Wir müssen mehr Kooperationen zwischen den Universitäten ermöglichen, das ist eine Schlüsselfrage", sagte Schavan gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. "Die Exzellenzinitiative hat uns gezeigt, was möglich ist, wenn Bund und Länder zusammenarbeiten dürfen - dieses Förderprogramm läuft aber aus, weil der Bund nach der aktuellen Fassung des Grundgesetzes die Hochschulen nicht dauerhaft fördern darf. Das geht nur bei Vorhaben, wie es heißt, und die Exzellenzinitiative war ein solches Vorhaben", sagte Schavan weiter. Dies dauerhaft weiterzuentwickeln ist ihr Ziel. Das dürfe aber nicht von der Finanzkraft eines Bundeslandes abhängig sein.

"Nicht unterschiedliche Ligen von Universitäten, sondern unterschiedliche Profile brauchen wir", findet die Ministerin. Das müsse aber nicht bedeuten, dass die sogenannten Orchideenfächer wie Vorderasiatische Archäologie unter den Tisch fallen.

Auch mit dem Gedanken an eine "Südwest-Universität" von Saarbrücken, Kaiserslautern, Trier und - warum nicht? - Nancy kann Schavan sehr gut leben. Gerade Saarbrücken habe ja eine entsprechende deutsch-französische Tradition.

Und wie passen in Zeiten der Bologna-Reform die Humboldtschen Bildungsideale und die Umstellung auf Bachelor- und Masterabschlüsse zusammen? "Es war an den Universitäten schon immer ein Ringen zwischen Bildung und Ausbildung, das hat sich durch Bologna nicht geändert. Beides muss gewährleistet sein. Ich stehe nicht zu dem Satz: Humboldt ist tot. Auch Humboldt hat die Ausbildung nicht abgelehnt, er hat eine Verbindung von Ausbildung und Bildung eingefordert", so Schavan.

 Annette Schavan wirbt für mehr Kooperationen. Foto: Lorenz

Annette Schavan wirbt für mehr Kooperationen. Foto: Lorenz

Doch vor dem Studium kommt erst einmal das Abitur: Ist es nicht längste Zeit für ein bundesweit einheitliches Zentralabitur? Ein klares "Ja" ist Schavans Antwort. Doch da müssen erst die Länder mitmachen. Und das sind manchmal untereinander die härtesten Gegenspieler.

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