Hohe Dunkelziffer bei der Cyberkriminalität

Wie hoch ist der Schutz vor Cyber attacken in Deutschland? SZ-Redakteur Florian Rech sprach mit dem Sicherheits-Experten Christian Rossow vom Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit (CISPA) an der Saar-Uni.

Im Gegensatz zu anderen Verbrechen erfährt man über Cyberkriminalität in der Regel seltener in den Medien. Gibt es Zahlen über die Häufigkeit von Cyberkriminalität?

Rossow: Es gibt keine verlässlichen Zahlen über die Cyberkriminalität, denen ich ruhigen Gewissens vertrauen würde. Nur die wenigsten Vorfälle werden überhaupt zur Anzeige gebracht, und somit ist die Dunkelziffer deutlich größer als verfügbare offizielle Angaben. Trotzdem sind digitale Angriffe heute leider keine Seltenheit mehr. Problematisch ist dabei insbesondere, dass Vorfälle oft gar nicht bemerkt werden, wenn Angriffe im Hintergrund ausgeführt werden, etwa Spionage.

Welches sind die häufigsten Formen in Deutschland?

Rossow: Cyberkriminalität ist sehr vielschichtig. Besonders hervorzuheben sind hier zum einen Schadsoftware, mit Hilfe derer ein Angreifer sensible Daten von Computern beziehungsweise Smartphones der Opfer stehlen kann oder diese sogar fernsteuern kann. Neben Angriffen auf Privatpersonen geraten auch Unternehmen, Behörden und selbst die Wissenschaft in das Visier der Angreifer. Daneben gibt es unter anderem noch erpresserische oder vandalistische Angriffe auf kritische Infrastrukturen.

Wie gut ist Deutschland gegen solche Attacken geschützt?

Rossow: Wir haben in Deutschland zwar einen relativ hohen Sicherheitsstandard, aber es ist auch hier nicht auszuschließen, dass solche Angriffe vorkommen. Einen Vorgeschmack haben beispielsweise der Angriff auf das Krankenhaus in Neuss im Februar 2016 sowie Schadsoftware im Umfeld des AKW Remmingen im April 2016 geboten. Wie in vielen der anderen "klassischen" Kriminalitätsfelder gibt es auch gegen Cyberkriminalität keinen hundertprozentigen Schutz.

Kann die Sicherheitswissenschaft Schritt halten?

Rossow: Die rapide Entwicklung neuer Technologien stellt uns Forscher tatsächlich vor große Herausforderungen. Wir entgegnen dem zum einen mit einer höheren Spezialisierung, wie etwa Forschergruppen, die sich primär mit der Sicherheit im vernetzten Auto beschäftigen. Zum anderen erforschen wir Schutzmaßnahmen, die so universell sind, dass sie unabhängig von der letztlich eingesetzten Umgebung angewendet werden und über Betriebssystem- und Architekturgrenzen hinaus Schutz bieten.

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