Hitze und Trockenheit breiten sich aus

Das Werk dürfte künftig wohl bald auf dem Schreibtisch vieler deutscher Bürgermeister, Landräte und Raumplaner liegen: Die gestern veröffentlichte Studie des Umweltbundesamtes zur Verletzlichkeit ("Vulnerabilität") Deutschlands gegenüber dem Klimawandel. Während ab nächster Woche in Paris beim internationalen Klimagipfel darum gerungen wird, die Erderwärmung langfristig wenigstens auf zwei Grad zu begrenzen, geht es hier darum, sich frühzeitig auf die Folgen der schon jetzt nicht mehr aufzuhaltenden Veränderungen einzustellen. In vier Jahren Arbeit haben 16 Bundesbehörden, darunter der Deutsche Wetterdienst und das Umweltbundesamt , auf 689 Seiten zusammengetragen, was die weltweit steigenden Temperaturen für jede einzelne Region im Lande konkret bedeuten werden. Und zwar nicht nur klimatisch. Neu an dem Werk ist, dass erstmals auch ökonomische und demografische Daten eingeflossen sind, so dass viel besser als bisher erkennbar ist, wen der Klimawandel wo treffen wird und wie gegengesteuert werden kann. Ob es um die häufigere Vereisung von Flugzeugen geht, die Ausbreitung von Insekten, die tropische Krankheiten übertragen können, die Verschiebung von Reisezeiten oder die Veränderungen von Anbausorten auf den Feldern - kaum ein Bereich des Lebens ist in dem Werk nicht erwähnt. Anfang 2016 will die Bundesregierung auf dieser Basis ihre 2008 erstmals formulierte Anpassungsstrategie Klimawandel fortschreiben. Das reicht von Finanzierungsinstrumenten etwa für den Hochwasserschutz bis zu neuen Gesetzen und Verordnungen. So werden sowohl die zunehmende Zahl der Hitzetage, als auch die längeren Trockenperioden und die Starkregenereignisse Konsequenzen im Baurecht haben. Aber auch die Gesundheitsversorgung und die Stadtplanung sind gefordert. Dies sind die Megatrends, die die Studie ausgemacht hat: Hitze. Es wird damit gerechnet, dass die Zahl der "heißen Tage" (über 30 Grad) bis zur Mitte des Jahrhunderts stark zunimmt. Und zwar mit bis zu 25 Tagen am meisten in Südwestdeutschland, wo es heute acht bis zwölf solcher heißen Tage gibt. Gegen Ende des Jahrhunderts sind im Oberrheingraben sogar 40 bis 50 solcher Tage möglich. Da die Gesellschaft altert, stellt diese Entwicklung das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen, vor allem in den Ballungsgebieten, in denen es noch heißer wird. Berlin, München, das Rhein-Ruhr- und das Rhein-Main-Gebiet werden in der Studie als Problemregionen genannt. Frischluftschneisen bei der Stadtplanung und Dachbegrünung werden hier zum Gesundheitsthema. "Positiver" Effekt: Es muss wohl weniger geheizt werden. Und die Zahl der Badetage steigt. Dafür verlieren die Alpen weitgehend ihren natürlichen Schnee. Was bisher lediglich ein Problem Brandenburgs ist, dürfte sich nach und nach ausweiten, nämlich die Trockenheit. Als besonders anfällig werden Rheinland-Pfalz, das Saarland und Baden-Württemberg genannt, auch hier wieder der Oberrhein sowie der Schwarzwald. Die Anbausorten in der Landwirtschaft müssen in der Folge widerstandsfähiger werden; zugleich stellt die Entwicklung große Herausforderungen etwa an die Kühlsysteme von Kraftwerken und an die Binnenschifffahrt. Die Waldbrandgefahr wird bundesweit erheblich zunehmen und Vorsorge bei den Feuerwehren erfordern. Die Hochwasserschutzprogramme werden in der bundesweiten Studie insgesamt als ausreichend betrachtet, um den Anstieg des Meeresspiegels und Sturmfluten zu verkraften. Für die Flüsse gibt es keine eindeutige Prognose. In der Verkehrsinfrastruktur und im Bau muss man sich jedoch besser auf die zunehmende Zahl von Starkregen und Stürmen einstellen. So muss bei der Errichtung von Tiefgaragen zum Beispiel die Möglichkeit von Wassereinbrüchen einkalkuliert werden; bei Dächern die zunehmende Zahl lokaler Tornados. Im Saarland wird es wärmer und windiger

Das Werk dürfte künftig wohl bald auf dem Schreibtisch vieler deutscher Bürgermeister, Landräte und Raumplaner liegen: Die gestern veröffentlichte Studie des Umweltbundesamtes zur Verletzlichkeit ("Vulnerabilität") Deutschlands gegenüber dem Klimawandel. Während ab nächster Woche in Paris beim internationalen Klimagipfel darum gerungen wird, die Erderwärmung langfristig wenigstens auf zwei Grad zu begrenzen, geht es hier darum, sich frühzeitig auf die Folgen der schon jetzt nicht mehr aufzuhaltenden Veränderungen einzustellen.

In vier Jahren Arbeit haben 16 Bundesbehörden, darunter der Deutsche Wetterdienst und das Umweltbundesamt , auf 689 Seiten zusammengetragen, was die weltweit steigenden Temperaturen für jede einzelne Region im Lande konkret bedeuten werden. Und zwar nicht nur klimatisch. Neu an dem Werk ist, dass erstmals auch ökonomische und demografische Daten eingeflossen sind, so dass viel besser als bisher erkennbar ist, wen der Klimawandel wo treffen wird und wie gegengesteuert werden kann. Ob es um die häufigere Vereisung von Flugzeugen geht, die Ausbreitung von Insekten, die tropische Krankheiten übertragen können, die Verschiebung von Reisezeiten oder die Veränderungen von Anbausorten auf den Feldern - kaum ein Bereich des Lebens ist in dem Werk nicht erwähnt.

Anfang 2016 will die Bundesregierung auf dieser Basis ihre 2008 erstmals formulierte Anpassungsstrategie Klimawandel fortschreiben. Das reicht von Finanzierungsinstrumenten etwa für den Hochwasserschutz bis zu neuen Gesetzen und Verordnungen. So werden sowohl die zunehmende Zahl der Hitzetage, als auch die längeren Trockenperioden und die Starkregenereignisse Konsequenzen im Baurecht haben. Aber auch die Gesundheitsversorgung und die Stadtplanung sind gefordert. Dies sind die Megatrends, die die Studie ausgemacht hat:

Hitze. Es wird damit gerechnet, dass die Zahl der "heißen Tage" (über 30 Grad) bis zur Mitte des Jahrhunderts stark zunimmt. Und zwar mit bis zu 25 Tagen am meisten in Südwestdeutschland, wo es heute acht bis zwölf solcher heißen Tage gibt. Gegen Ende des Jahrhunderts sind im Oberrheingraben sogar 40 bis 50 solcher Tage möglich. Da die Gesellschaft altert, stellt diese Entwicklung das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen, vor allem in den Ballungsgebieten, in denen es noch heißer wird. Berlin, München, das Rhein-Ruhr- und das Rhein-Main-Gebiet werden in der Studie als Problemregionen genannt. Frischluftschneisen bei der Stadtplanung und Dachbegrünung werden hier zum Gesundheitsthema. "Positiver" Effekt: Es muss wohl weniger geheizt werden. Und die Zahl der Badetage steigt. Dafür verlieren die Alpen weitgehend ihren natürlichen Schnee.

Was bisher lediglich ein Problem Brandenburgs ist, dürfte sich nach und nach ausweiten, nämlich die Trockenheit. Als besonders anfällig werden Rheinland-Pfalz, das Saarland und Baden-Württemberg genannt, auch hier wieder der Oberrhein sowie der Schwarzwald. Die Anbausorten in der Landwirtschaft müssen in der Folge widerstandsfähiger werden; zugleich stellt die Entwicklung große Herausforderungen etwa an die Kühlsysteme von Kraftwerken und an die Binnenschifffahrt. Die Waldbrandgefahr wird bundesweit erheblich zunehmen und Vorsorge bei den Feuerwehren erfordern.

Die Hochwasserschutzprogramme werden in der bundesweiten Studie insgesamt als ausreichend betrachtet, um den Anstieg des Meeresspiegels und Sturmfluten zu verkraften. Für die Flüsse gibt es keine eindeutige Prognose. In der Verkehrsinfrastruktur und im Bau muss man sich jedoch besser auf die zunehmende Zahl von Starkregen und Stürmen einstellen. So muss bei der Errichtung von Tiefgaragen zum Beispiel die Möglichkeit von Wassereinbrüchen einkalkuliert werden; bei Dächern die zunehmende Zahl lokaler Tornados.

Im Saarland wird es wärmer und windiger


Saarbrücken. Auch im Saarland wird der Klimawandel laut Studie seine Spuren hinterlassen. Die Forscher prognostizieren, dass die Temperaturen an der Saar bis 2050 im Jahresmittel um 1,5 Grad Celsius steigen werden. Bis zum Jahr 2100 soll es sogar um bis zu vier Grad wärmer werden. Die Zahl der Frosttage soll stark zurückgehen, die Zahl der Tage mit Temperaturen über 30 Grad kurzfristig um fünf, langfristig um 30 Tage steigen. Während es künftig im Sommer weniger regnen soll, steigt die Zahl der Regentage im Winter laut Prognosen um bis zu 30 Prozent.

Laut Studie ist mit dem Klimawandel im Saarland mit negativen und positiven Auswirkungen zu rechen. Mit den Temperaturen steigt auch die Zahl der Badetage im Sommer. Gleichzeitig verringert sich die Zahl der Tage, an denen die Saarländer heizen müssen. Allerdings steigt bei großer Hitze auch die Gefahr von Kreislaufzusammenbrüchen. Gebäude müssen stärker gekühlt werden. Der Wind soll laut Studie künftig rauer wehen in der Region. Mehr Stürme stehen bevor. Damit steigt die Gefahr durch Windschäden, wie umgeknickte Bäume auf Straßen. Gerade im nördlichen Saarland werden Überschwemmungen nach Starkregen wahrscheinlicher. Die Auswirkungen auf die saarländische Landwirtschaft schätzt die Studie im Bundesvergleich als gering ein. fre

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