Heimliche DDR-Machthaberin und unbelehrbar

Santiago de Chile · Die Frau hielt bis zum Schluss eisern an ihrer DDR fest. Kritische Einsichten hatte die Honecker-Witwe nicht. Fast 22 Jahre nach ihrem Mann starb nun die einstige Ministerin.

Sie galt als unbelehrbar: Margot Honecker , Witwe von DDR-Staats- und SED-Parteichef Erich Honecker . Mehr als ein Vierteljahrhundert hatte die frühere Ministerin für Volksbildung sozialistische Ideologie an Schulen und in Kindergärten in der DDR durchgesetzt. Die Frau mit dem Blaustich im Haar galt als heimliche, aber wahre Machthaberin im Arbeiter- und Bauern-Staat. Ihren Mann soll sie wie eine Marionette geführt haben, so Insider.

Am Samstag nahmen Angehörige und politische Freunde Abschied von Margot Honecker , die am Freitag gestorben war. Auch nach ihrem Tod mit 89 Jahren riss die Kritik an der Ex-Funktionärin nicht ab: Sie habe es bis zu ihrem Tod nicht geschafft, sich der Verantwortung zu stellen, sagte Roland Jahn , Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen . Der Leiter der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe , äußerte sich in der "Mitteldeutschen Zeitung" drastisch: "Sie war bis zum Tod eine böse, verstockte Frau."

Die einstige First Lady der DDR lebte seit Anfang der 1990er Jahre mit deutscher Rente in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile . Schlagzeilen machte sie, als sie vor dem Bundessozialgericht Nachzahlungen von mehreren Tausend Mark erstritt.

Auch ihr Mann Erich Honecker reiste Anfang 1993 nach Chile aus, nachdem in Deutschland der Prozess gegen ihn wegen Totschlags von DDR-Flüchtlingen wegen seiner Krebserkrankung eingestellt worden war. Ihr 15 Jahre älterer Mann lebte noch kurz bei Margot Honecker , bevor er im Alter von 81 Jahren am 29. Mai 1994 starb.

Von 1963 bis zum Herbst 1989 war die elegante, schlanke Frau Ministerin für Volksbildung in der DDR. Gegen den Widerstand der Kirchen führte sie 1978 an den Schulen Wehrunterricht ein. Christlich engagierte Schüler wurden benachteiligt. Noch 1989 hielt Honecker eine "Erziehungsrichtlinie" hoch, dass der Sozialismus, wenn nötig, mit der Waffe verteidigt werden müsse.

Die am 17. April 1927 in Halle geborene Margot Feist hatte nach dem Krieg als SED-Mitglied Karriere in der Jugendorganisation FDJ gemacht. Schnell stieg die Telefonistin zur Vorsitzenden der Kinderorganisation "Junge Pioniere" auf. Mit 22 Jahren war sie die jüngste Abgeordnete in der Volkskammer - dem DDR-Parlament. Die Arbeit brachte sie mit dem späteren Partei- und Staatschef Erich Honecker zusammen, 1953 heirateten sie. Schon 1951 wurde die gemeinsame Tochter geboren. Nach dem Mauerfall ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen Margot Honecker wegen ihrer Verantwortung für Zwangsadoptionen von Kindern, deren Eltern wegen "Republikflucht" oder "Spionage" verhaftet worden waren. Ein entsprechendes Verfahren wurde 1994 aber eingestellt.

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