Grüne wollen Spitzenduo per Urwahl bestimmen

Berlin. Die Grünen wollen als erste Partei in Deutschland ihre Spitzenkandidaten für den Bundestagswahlkampf per Urwahl bestimmen. Die rund 60 000 Mitglieder sollen dabei im Herbst über ein Spitzenduo für die Wahl 2013 abstimmen

Berlin. Die Grünen wollen als erste Partei in Deutschland ihre Spitzenkandidaten für den Bundestagswahlkampf per Urwahl bestimmen. Die rund 60 000 Mitglieder sollen dabei im Herbst über ein Spitzenduo für die Wahl 2013 abstimmen. Falls sich nicht mehr als zwei Anwärter für den Posten bewerben und die Mitglieder folglich gar nichts zu entscheiden hätten, soll auf die Urwahl verzichtet werden.Die Parteivorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir sowie die Fraktionsvorsitzenden Renate Künast und Jürgen Trittin einigten sich nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa am Samstag in der Grünen-Zentrale in Berlin auf dieses Verfahren. Nach einem entsprechenden Vorstandsbeschluss soll dieser Ausweg aus dem Führungsstreit der Grünen dem Parteirat heute zur Diskussion gestellt werden. Ein kleiner Parteitag in Lübeck soll Ende April die Entscheidung treffen.

Als wahrscheinlich gilt bei den Grünen, dass sich Trittin für die Spitzenkandidatur bewirbt. Lediglich Roth hat sich aber bereits entsprechend erklärt. Ob auch Künast und Özdemir antreten wollen, blieb bei dem Führungstreffen dem Vernehmen nach offen. Auch könnte es weitere Anwärter aus der Partei geben. Künast gilt seit dem gescheiterten Versuch, Regierende Bürgermeisterin von Berlin zu werden, als geschwächt. Özdemir hatte mit seiner Ankündigung, er wolle erneut Parteichef werden sowie in den Bundestag einziehen, Spekulationen über einen Verzicht auf die Spitzenkandidatur genährt. Doch an der Basis sollen alle vier Rückhalt genießen, heißt es.

Künast habe in der Runde zunächst für die ursprünglich auch von Roth favorisierte Lösung geworben, als Spitzenquartett anzutreten, hieß es. Doch dem steht das Szenario entgegen, dass die Grünen ohne personelle Zuspitzung nicht ausreichend wahrgenommen werden könnten - zumal ihr Höhenflug bei den Umfragen Monate zurückliegt.

Roth war mit dem Vorschlag einer Urwahl vorgeprescht, nachdem es vermehrt Stimmen in der Partei für Trittin als alleinigen Spitzenkandidaten gegeben hatte. Ein Männersolo wollte Roth nicht hinnehmen. Diese gab es bei den Grünen bisher nur bei Joschka Fischer. Eine Urwahl könnte die Karten bei den Grünen neu mischen. Zwar soll dem Spitzenduo mindestens eine Frau angehören. Das entspricht der Satzung. Doch könnte mit der Praxis gebrochen werden, dass sowohl der linke als auch der Realo-Flügel repräsentiert werden muss. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort