Grüne sehen sich als Alternative zur „Schlaftablette der Republik“

Saarbrücken · Merkels „Alternativlosigkeit“ sei Unsinn, findet Katrin Göring-Eckardt. Es gebe immer Alternativen, man könne sie am 22. September sogar wählen, sagte die Grünen-Politikerin beim Besuch in der SZ.

Für eine Frau der Kirche kann sie ganz schön austeilen. Zwar hat sie ihr Theologiestudium nicht beendet, doch natürlich ist Katrin Göring-Eckardt vielen bekannt als Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Derzeit ruht das Amt, denn die 47-Jährige hat ein großes Ziel. Sie will dazu beitragen, dass am 22. September die Ära von Angela Merkel endet. "Die Leute wollen eine andere Politik", sagt Göring-Eckardt beim SZ-Besuch. Und weil Wahlkampf ist, findet sie gelegentlich erstaunlich scharfe Formulierungen, um dies zu unterstreichen.

Zum Beispiel, dass Merkels Gerede von der "Alternativlosigkeit" zu den "dümmsten Sätzen" gehöre, die man in der Politik und im Leben sagen könne. Allerdings sei es der Kanzlerin "in ihrer Funktion als Schlaftablette der Republik" gelungen, bei den Menschen den Eindruck zu verfestigen: Beruhigt euch, ich hab' alles im Griff.

Hört man Göring-Eckardt zu, hat Merkel wenig bis nichts im Griff. In der Eurokrise sei sie ein "Teil des Problems", ein besonders schwerwiegendes Vergehen sei daneben, dass die Kanzlerin "an so vielen Stellen der Lobby hinterherläuft". So sei das Verhalten der Bundesregierung bei den CO{-2}-Grenzwerten für Europas Autohersteller "zum Fremdschämen" gewesen. Die Interessen einer Lobby zu schützen, statt Gemeinsinn und Gemeinwesen im Blick zu haben - es ist einer der Hauptvorwürfe an die amtierende Regierung. Die Grünen dagegen hätten die Menschen im Blick, sagt Göring-Eckardt: "Wir brauchen für den Alltag der Leute richtige Verbesserungen, die auch Geld kosten." Gemeinsam mit der SPD soll das umgesetzt werden; Rot-Rot-Grün oder Schwarz-Grün sei mit Blick auf die Partei-Programme momentan nicht zu verantworten: "Das muss man kühl analysieren." Auch eine von den Linken tolerierte Minderheitsregierung "sehe ich nicht im Bund", sagt Göring-Eckardt.

Bleibt noch diese Sache mit dem Vegetarier-Tag. "Die Debatte hat uns nicht geschadet, sondern genutzt", meint Göring-Eckardt. Weil viel über das wichtige Thema Ernährung und Probleme wie Massentierhaltung gesprochen wurde. Die Idee der Grünen war und ist es, Kantinen zu fördern, die einen Vegetarier-Tag einführen. Sie sollen etwa Köche zur Weiterbildung schicken können. "Wir wollen kein Fleisch verbieten", stellt Göring-Eckardt klar: "Noch nicht mal donnerstags."

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