„Große Koalition wäre wünschenswert“

Man musste gestern gar nicht fortwährend ganz genau hinhören, um Nuancen herauszuhören. Der saarländische CDU-Fraktionschef Klaus Meiser sagte es gerade heraus: „Aus saarländischer Sicht wäre eine große Koalition wünschenswert.

" Dies würde die Zusammenarbeit zwischen Bund und Land einfacher machen, so Meiser vor der Landespressekonferenz. Zu ebenso deutlichen Worten konnten sich die saarländischen Sozialdemokraten nicht durchringen. Der frisch gewählte SPD-Bundestagsabgeordnete Reinhold Jost, der am Wahlabend noch davon gesprochen hatte, dass die Zukunft des Saarlandes ganz entscheidend von seinem Einfluss auf Bundesebene abhänge, wollte daraus gestern alles andere als eine Aussage zugunsten einer großen Koalition ableiten. Dennoch gibt es offenbar einige Stimmen in der Saar-SPD, die dies befürworten. "In der Fraktionssitzung heute waren alle Meinungen vertreten", sagte SPD-Fraktionschef Stefan Pauluhn.

Sogar die Saar-Grünen scheinen eine große Koalition zu befürworten. Denn angesprochen auf Schwarz-Grün reagierte Grünen-Landeschef Hubert Ulrich gestern geradezu grantig: "Das würde mich echt ärgern." Über eine große Koalition hierzulande freilich ärgert er sich auch . . .

Im kleinen (Saar-)Land der großen Koalition hat die CDU ihre vier Direktmandate verteidigt, die SPD hat über die Landeslisten zu zwei bestehenden Mandaten eines hinzugewonnen. Auch verzeichnen beide Parteien deutliche Stimmenzuwächse gegenüber 2009. Entsprechend zufrieden zeigten sich beide Fraktionschefs gestern. Sein Bundestagsmandat knapp verteidigen konnte auch Markus Tressel (Grüne). Gespannt richten sich die Blicke der Grünen nun auf Simone Peter. Ob die Fraktionschefin der Landtags-Grünen für das Amt als Parteichefin auf Bundesebene, für das sie gehandelt wird, zur Verfügung steht? "Dazu will ich mich derzeit nicht äußern", sagt sie. Klare Ambitionen darf man ihr allerdings unterstellen.

Der größte Verlierer der Bundestagswahl im Saarland (-11,2 Prozent) zeigt nur verhaltene Demut. "Das war zu erwarten. Gleichwohl ist es immer noch das stärkste Ergebnis in Westdeutschland", so Oskar Lafontaine, Linken-Fraktionschef im Landtag. Wegen der Querelen bei der Listenaufstellung der Saar-Linken plädierte er für die Einführung des Delegiertenprinzips. Derweil wollen die Piraten einmal mehr an ihrer "Professionalisierung arbeiten". Und die FDP? "Das bittere Ergebnis", sagt die hiesige FDP-Generalsekretärin Nathalie Zimmer, habe man im Saarland schon durchgemacht. "Jetzt kommt die Bundesebene nach." So kann man das auch sehen, aus saarländischer Sicht.

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